zum Hauptinhalt

Kultur: Vielfarbig und vielgestaltig

Ensemble La Fenice in der Ovidgalerie

Stand:

Vorbei die (Renaissance-)Zeiten, in denen der „Klang des Nordens“ das Musikgeschehen in der Lagunenstadt bestimmte. Nun erobern sich italienische Instrumentalisten und Komponisten die europäischen Musikhochburgen, reisen von Venedig über die Alpen, um beispielsweise am Wiener Hof von Kaiser Ferdinand II. erfolgreich die italienische Manier einzuführen und alle wichtigen musikalischen Positionen zu besetzen. Beispiele für diese Frühform der Globalisierung liefert das französische Ensemble „La Fenice“ mit einer durchgestalteten Abfolge instrumentaler Köstlichkeiten in der Ovidgalerie der Neuen Kammern, wobei das Publikum die Musiker hautnah umsitzt.

Souverän und stilkundig handhaben sie die Kopien historischer Instrumente, wobei Barockvioline (Katharina Heuthjer), Truhenorgel und Cembalo (Jean-Marc Aymes) sowie Posaune in alter Mensur (Stefan Legée) noch zu den vertrauten Gerätschaften gehören. Doch ein Zink, ital. Cornett genannt? Der künstlerische Leiter Jean Tubéry führt dessen weichen, näselnden Klang in krummen wie geraden Bauformen eindrucksvoll vor. Er beherrscht die der Trompete entsprechende Anblastechnik genauso exzellent wie die der Blockflöte ähnelnde Grifftechnik. In der die vergnügliche Klangentdeckungsreise einleitenden Sonata a 4 von Giovanni Valentini gesellt sich neben Violine und Posaune ein Dulcian (Mélanie Flahaut), sanft-knarzender Vorläufer des heutigen Fagotts.

Des vergnüglichen Wettstreitens – wir befinden uns im Zeitalter des erblühenden Concerto-Prinzips, bei der die einzelnen Stimmen sich mit- und gegeneinander zu übertreffen suchen – ist kein Ende. In Giovanni Priulis „Motetto“ übernimmt Jean Tubéry zusätzlich die Textdeklamation. Attacca folgt ein Werk dem nächsten. Kurzweilig, kontrastierend, tänzerisch beschwingt geht es dabei zu, witzig oder todtraurig, wie in Johann Frobergers „Lamentation“ per Cembalo über das Ableben von Ferdinand III. Köstliche „Variationi per un paggio tedescho“ von Bernardo Pasquini sind Beispiel für den sich jenseits der Alpen auch nach Lüneburg ausbreitenden stile moderno. In Matthias Weckmanns abschließender Sonata a 4 sorgen Stakkatoeffekte aller Instrumente und abrupte Stimmungswechsel für ein spannendes Finale. Dem Beifall danken zwei Zugaben.Peter Buske

Peter Buske

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })