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Kultur: Vielgestaltig

Christian Skobowsky eröffnete den Internationalen Orgelsommer in Potsdam

Stand:

Nun geben sich die „Königinnen“ bereits zum 23. Mal die Ehre, laden an jedem Mittwochabend in der Friedenskirche. In ihrem Gefolge: Vertreter aus fast 500 Jahren kirchenmusikalischer Geschichte. Kurzum: Der Internationale Orgelsommer hält wieder Einzug in Potsdam, bei dem sich die beiden Königinnen der Instrumente, die Orgeln von Woehl und Schuke, von ihrer besten Seite zeigen können. Der Startschuss vollzog sich in der Erlöserkirche, wo der potsdamgebürtige und gegenwärtig am Ratzeburger Dom tätige Organist Christian Skobowsky mit einem bunt gemixten und vielgestaltigen Programm jene erwähnte Zeitspanne durchmaß, die viel hörende Abwechslung versprach.

Pünktlich nahm er auf der Orgelbank Platz und ließ sogleich das „Benedicam Domino“ von Heinrich Scheidemann (1595-1663) erklingen. Da es sich hierbei um eine Scheidemannsche Kolorierung einer Motette von Hieronymus Praetorius handelt, war sie vom Organisten feinsinnig, mit historisierender Farbigkeit gespielt. Die Wahl einiger weniger, durchweg zart getönter Register sorgte für eine ganz famose Einstimmung in die bevorstehende Klangreise. Es folgten die traditionellen Begrüßungs- und Danksagungsworte an den Veranstalter. Unter anderem von Superintendent Joachim Zehnert, der das königliche Instrument Hauptstütze der Kirchenmusik nannte. 2000 von ihnen stünden in der Obhut der Landeskirche, gehegt und gepflegt mit vielfachem bürgerschaftlichen Engagement.

Den freundlichen Worten folgte mit der d-Moll Fantasie „op de manier van een echo“ von Jan Pieterszoon Sweelinck ein weiteres gefälliges Klangstück. Ganz schlicht kommt es daher, wobei gleiche oder ähnliche Motive durch den Registrierungswechsel von forte und piano für jene im Stücktitel benannte Echowirkung sorgen. Festlich und strahlend, prinzipalstimmenscharf registriert und klangfüllig breitete Christian Skobowsky anschließend Joh. Seb. Bachs Präludium, Largo und Fuge C-Dur BWV 547/527 aus. Gradlinig, ohne Schnörkel, voller Schönheit und Erhabenheit – so wie man Bachs Klangwelt kennt und liebt. Dann waren die Zuhörer gefordert und mit vier Abendmahlskompositionen in das zentrale Hörabenteuer des Abends geführt. Mit „Institution de l’Eucharistie“ und „Prière avant la communion“ aus dem „Buch des Heiligen Sakraments“ lieferte Avantgardist Olivier Messiaen (1908-1992) zwei stimmungsgegensätzliche Betrachtungen voller dissonanzengespickter Akkorde, Tontropfen und -trauben mit signalartigen Rufen über liegendem Orgelpunkt. Alles sehr raffiniert und ausdrucksdicht. Dazwischen, zur Entspannung, die verinnerlicht vorgetragene Toccata VI vom frühbarocken Johann Jacob Froberger und Bachs stimmungselegischem Orgelchoral „Jesus Christus, unser Heiland“ BWV 689, dem die freudig erregte, strahlend aufrauschende Fantasie über „Komm, heiliger Geist“ BVW 651 folgte. Ähnlich glaubensfest die Gottesanrufung von Jehan Alain (1911-1940) mit seinen motorisch drängenden „Litanies“. Das Finale führte dann mit Wolfgang Stockmeiers (geb. 1931) Intermezzo nach einem Miró-Bild „Tänzerin hört Orgelmusik in einer gotischen Kathedrale“ in weltliche Regionen. Dabei führten Christian Skobowsky (Schuke-Orgel) und Sohn Jakob (an der Truhenorgel) einen zwischen atonal zerklüftet und melodiös pendelnden Dialog. Gelungener Auftakt, viel Beifall. Peter Buske

Nächstes Konzert am Mittwoch, 3. Juli, 19.30 Uhr mit Kevin Birch (USA), Erlöserkirche. Eintritt kostet 6, ermäßigt 3 Euro

Peter Buske

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