Kultur: „Vielleicht sollte ich jetzt unter Pseudonym schreiben“
Christine Anlauff über den 1. Deutschen Katzen-Krimi-Preis und die Fortsetzung von „Katzengold“
Stand:
Frau Anlauff, gerade haben Sie für Ihren Roman „Katzengold. Serrano ermittelt“ den 1. Deutschen Katzen-Krimi-Preis zugesprochen bekommen. Eine Ehrung, zu der man Ihnen gratulieren darf?
Wenn Sie mir gratulieren wollen, dass ich jetzt ein kleines buntes Bömbchen in der deutschen Literaturlandschaft bin, dann ja. Aber kurz nach dem Anruf am Mitwoch, durch den ich von dem Preis erfahren habe, stellte ich mir dann doch die Frage, ob es jetzt nicht langsam an der Zeit wäre unter Pseudonym zu schreiben.
Ausgerechnet jetzt, wo sie die erste und einzige Trägerin des Deutschen Katzen-Krimi-Preises geworden sind?
Ja, für den Fall dass ich doch noch einmal etwas Ernsthaftes veröffentlichen möchte. Aber natürlich freue ich mich sehr über diesen Preis. Obwohl ich mich wundere, warum ausgerechnet ich ihn bekommen habe.
Ganz einfach. Weil Sie mit „Katzengold. Serrano ermittelt“ einen Katzenkrimi geschrieben haben.
Nein, ich denke, dass dieser Roman kein Katzenkrimi im engeren Sinne ist.
Aber eine Hauptfigur ist doch der Kater Serrano, der sich auf die Suche nach der verschwundenen Katze Aurelia macht?
Die vielen Katzenfans im Internet waren zwar von der Handlung und der Sprache begeistert. Aber sie haben auch fast alle angemerkt, dass „Katzengold“ kein Katzenkrimi ist, weil die Katze nur als eine Begleitung fungiert.
Vielleicht liegt es ja daran, dass in Ihrem ursprünglichen Manuskript für diesen Krimi gar keine Katze vorkam?
Wenn ich jetzt gefragt werde, wie ich denn auf die Idee für die Katze gekommen bin, dann werde ich leider antworten müssen, dass dies nicht meine, sondern die Idee des Aufbau-Verlags war. Das Buch war von mir als ein ganz normaler Krimi mit einem Ermittler konzipiert und wurde so auch beim Verlag abgegeben. Dort wollte man den Krimi aber nur unter der Bedingung annehmen, wenn der Ermittler eine Katze ist.
Und wie war Ihre Reaktion auf diese nicht gerade unwesentliche Veränderung?
Nach gut zwei Wochen entsetzter Apathie habe ich mich zu einem Kompromiss entschlossen und zusätzlich zu dem Ermittler, dem Kommissar Liebermann, einen zusätzlichen tierischen Ermittler eingebaut.
Besagten Serrano, stolzester Kater von Potsdam.
Ja, und so habe ich Potsdam West, der Stadtteil, in dem „Katzengold“ spielt, aus zwei Perspektiven beschrieben. Das war ja mein eigentliches Ziel: Ein Stadtviertel zu charakterisieren. Jetzt schauen zwei Subgesellschaften auf Potsdam West. Die Katzen von unten und die Menschen von oben.
Aber mittlerweile schreiben Sie mit „Die Katze im Sack“ ja schon an der Fortsetzung von „Katzengold“, aus der Sie heute in Potsdam lesen werden.
„Die Katze im Sack“ ist noch der Arbeitstitel. Die Lesung heute Abend ist eine Testlesung, bei der das Publikum herzlich dazu eingeladen ist, ruhig heftig zu kritisieren und Vorschläge zu machen.
Und wie viele dieser Fortsetzungen haben Sie geplant?
Bisher sind es drei Romane.
Aber jetzt mit dem 1. Deutschen Katzen-Krimi-Preis im Bewusstsein ist doch bestimmt mehr drin? Da muss das Schreiben doch ganz leicht fallen?
Ich würde natürlich nie nie sagen. Aber mir ist der zweite Teil doch schwerer als der erste gefallen. Einfach aus dem Grund, weil es in einer solchen Geschichte einfach schwer ist, zwei Ermittler gleichwertig zu behandeln. Gleichzeitig ist das Spielfeld, wenn eine Katze dazu kommt, auch sehr begrenzt.
Obwohl sich dieses Spielfeld in „Die Katze im Sack“ doch ganz interessant liest. Da geht es um eine „Hochschule der Liebeskunst“, die in der Brandenburger Vorstadt eröffnet werden soll.
Ja, das weckt bestimmte Erwartungen.
Für Serrano wird es aber wohl nicht sehr leicht sein, in diesem Umfeld zu ermitteln.
Wieso?
Er ist doch kastriert.
Ach, der kann doch mit den Frauen, die dort anzutreffen sind, sowieso nichts anfangen.
Aber Sie hoffentlich mit dem 1. Deutschen Katzen-Krimi–Preis. Denn mit Literaturpreisen öffnet sich in diesem Land ja bekannterweise das weite Feld der Stipendien und Stadtschreiberstellen.
Da habe ich leider keine Erfahrungen, weil ich noch nie einen Preis gewonnen habe. Mit Sicherheit steht mir jetzt das weite Feld der Katzen–Krimi-Stipendien offen. Nur leider gibt es das noch nicht.
Das Gespräch führte Dirk Becker
Christine Anlauff liest am heutigen Freitag, 19 Uhr, im Café „11-Line“, Charlottenstraße 119, aus ihrem Manuskript „Die Katze im Sack“
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