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Kultur: Visionen einer Filmstadt

„Vision Possible 2010“ prämierte Amateurkurzfilme

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„Vision Possible 2010“ prämierte Amateurkurzfilme Für einen kurzen Moment war sein Begeisterungssturm unterbrochen. Denn irgendwann musste sogar Andreas Dresen eine kleine Pause einlegen, um sich eine Boulette zwischen die Zähne zu schieben. Doch kaum hatte der Regisseur fertig gekaut, begann er wieder zu schwärmen. Die Amateurfilmbewegung müsse wiederbelebt, die Menschen dazu angeregt werden, gemeinschaftlich „ihren Arsch von Sofa und Glotze weg zu bewegen“ und ihrer Kreativität Ausdruck zu verleihen. Er, der selbst als Amateurfilmer angefangen hat, sprühte bei der Preisverleihung von „Vision Possible 2010“ im T-Werk so vor Begeisterung, dass es nicht lang dauerte, bis er Oberbürgermeister Jann Jakobs angesteckt hatte. Prompt schwebte die Idee eines regelmäßigen Potsdamer Amateurfilmwettbewerbs in der Luft. Der OB war jedoch erst einmal froh über die Entscheidung, den jetzigen Wettbewerb, bei dem die Potsdamer dazu aufgerufen waren, einen Film über ihre Stadt einzureichen, überhaupt durchzuführen. Denn eigentlich sollte er im Zusammenhang mit der Bewerbung Potsdams zur Kulturhauptstadt 2010 stehen. Jetzt, nachdem die Bewerbung gescheitert sei, habe „Vision Possible“ einen wichtigen Beitrag zur Selbstwahrnehmung der Stadt geleistet. „Jeder Film“, so Jakobs, „zeigt eine eigene Sicht auf unsere Stadt, wie ihn Profis nicht einfangen können“. Zudem sei er erfreut gewesen, dass Potsdamer zwischen 13 und 67 Jahren am Wettbewerb teilgenommen haben: „Das war eine wirkliche Verbindung zwischen den Generationen“. Denn selbst wenn Dresen die Entscheidung der Jury beständig relativierte, den handwerklichen Anspruch der Filme nicht zu hoch ansetzen wollte und sich insgesamt „etwas weniger Sanssouci“ gewünscht hätte, stellte er zugleich das Besondere der ausgezeichneten Filme dar: „Hier wurden kleine Ideen entwickelt und Phantasien freigesetzt“. Der Film „Das Blaue vom Himmel“ von Karoline Luise Hugler etwa, der als Sieger aus dem Wettbewerb hervorging, habe durch seine Verbindung der traditionellen Seite Potsdams aus Schlössern und Gärten mit dem heutigen Lebensanspruch hervorragend den „Spagat der Stadt“ zwischen Tradition und Gegenwart dargestellt. Karoline Luise Hugler selbst plädiert in ihrem Film, der sich wie alle Beiträge auf drei Minuten beschränken musste, dafür, die Freiräume in der Lebenswelt Potsdam zu erhalten. „Wir haben alle diesen Kobold in uns. Und der kommt trotz aller Regeln im Alltag immer wieder ans Tageslicht" erläutert die 24-jährige Potsdamerin, die letztes Jahr ihr Schauspielstudium abgeschlossen hat. Der Film, der ihr erster war, zeigt in bleichen Gelbtönen und mit ironischem Unterton, wie eine junge Frau immer wieder durch einen Parkwächter zur Räson gerufen wird und dennoch ihre Lebenslust nicht verliert. Die immerhin 1500 Euro Preisgeld möchte die junge Regisseurin, zumindest teilweise, in neue Filme stecken. Obwohl die Jury drei Sieger aus 24 Beiträgen ermittelt hatte, erwies sich „Vision Possible“ für alle Teilnehmer als lohnenswert. Karoline Luise Hugler zielt mit ihrer kleinen, charmanten Utopie mitten in das Herz von Potsdam" begründete die Jury unter Vorsitz von Andreas Dresen ihre Entscheidung. Besser lässt sich auch die sehr wohl mögliche Vision eines fest etablierten Amateurfilmwettbewerbs in Potsdam kaum beschreiben. Moritz Reininghaus

Moritz Reininghaus

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