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Mittendrin. Tobias Müller-Kopp als Papageno hielt es nicht auf der Bühne, er mischte sich auch unter die Zuschauer.

©  A. Klaer

Kultur: Volkstümlich und schlicht „Spectacular“: Die Zauberflöte im Krongut

Abend für Abend vor Tausend und mehr Zuschauern aufzutreten, davon träumt so mancher Sänger und Musikant. Wenn es sich dabei noch um Wolfgang Amadeus Mozarts weltberühmte Oper „Die Zauberflöte“ handelt, wird der Traum noch viel größer.

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Abend für Abend vor Tausend und mehr Zuschauern aufzutreten, davon träumt so mancher Sänger und Musikant. Wenn es sich dabei noch um Wolfgang Amadeus Mozarts weltberühmte Oper „Die Zauberflöte“ handelt, wird der Traum noch viel größer. Dass auch viele Menschen bis heute vom Traum von der Zauberflöte bewegt werden, zeigte die Aufführung im Krongut Bornstedt.

Über 1600 Zuschauer waren am Samstag gekommen, um das über zweihundert Jahre alte musikalische Spektakel um Liebe, Tugend und Menschlichkeit zu erleben. Geboten wurde eine Aufführung unter dem Titel „Mozart Spectacular“, die sich erst gar nicht um irgendwelche aktuellen Anspielungen oder exzentrischen Interpretationen bemühte. Vielmehr hielt man sich eng an Wortlaut und Musik, betonte die märchenhaften Züge und kultivierte eine simple Schlichtheit mit gängigen Symbolen und einer leichten Aura von Jahrmarkt und Zirkus.

Schon zur Ouvertüre gab es etwas sehen: Eine Dame in grünem Trikot schlängelte sich um zwei lange Tücher, schwebte über die Bühne, schlug Kobolz, schwang sich ins Spagat. Gerade noch rechtzeitig fiel dann der von der Riesenschlange verfolgte Prinz Tamino drei Damen, den Dienerinnen der Königin der Nacht, vor die Füße. Als der Prinz seine Zauberflöte ausprobieren will, tänzeln zwei niedliche Kätzchen um ihn herum. Das sah so aus, als wäre man plötzlich im Musical „Cats“ gelandet.

Den vielen Familien mit Kindern, von denen manche eifrig in Büchern die Geschichte nachverfolgen, gefiel es sichtlich. Sogar echte weiße Tauben sollen von „Liebe und Freiheit“ künden – so stand es zumindest im Programmheft. Einen sehr guten Eindruck hinterließen die meisten Solisten, überwiegend junge Absolventen von Musikhochschulen, die teilweise bereits auf großen Bühnen zu Gast waren. Mit Spiellust agierte Tobias Müller-Kopp als Papageno, der hier einmal schwäbisch sprechen durfte – ein schalkhafter Harlekin, der zudem noch mit einem dunklen Bariton aufwartete. Mit seinem hellen, klaren Tenor war Eugen Duvniak als Prinz Tamino eine passende Ergänzung dazu. Die Königin der Nacht (Mandy Fredrich) sang nicht ganz so geschmeidig, wenn auch hinreichend sicher und klangvoll. Munter und flott ging Julia Baumeister die Partie der Pamina an und überzeugte auch gesanglich. Einzig Sarastro (Sascha Börries) hielt das Niveau nicht ganz, zumal im tiefen Register. Eine agile Papagena mit leichtem Sopran gab Esther Puzak. Der Berliner Dirigent Roland Mell dirigierte die „Internationale Mozart-Philharmonie“ – Musiker aus Tschechien – umsichtig und souverän.

Wer die Zauberflöte einmal ohne die bisweilen bizarren Exzesse des Regietheaters erleben wollte, dafür aber volksnah und schlicht, war im Krongut Bornstedt richtig. Nur verklemmt Kulturbeflissene können die Nase darüber rümpfen, dass aus diesem weltberühmten Werk, das große Gelehrte zu tiefsinnigen Gedanken angeregt hat, ein Open-Air-Spektakel geworden ist. Dabei wurde die Zauberflöte ja nicht mehr für ein kaiserliches Hoftheater geschrieben, sondern für die Bühne des Herrn Schikaneder in der Wiener Vorstadt. Der Verfasser des Librettos zog einst selber als Musikant und Schauspieler durch die Lande – so wie jetzt dieses Mozart-Spektakel. Mozart selber würde es sicher freuen, dass sein Werk die Leute immer noch in Scharen anzieht. Und vielleicht bleibt auch etwas hängen von dem universellen Traum menschlicher Ideale und Tugenden, die in der unvergänglichen Zauberflöte verkündet werden. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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