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Kultur: Vom Alien bis zur Mafia

Buchpreisträger Lutz Seiler im Filmmuseum

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Science-Fiction-Fans kennen das: Endlose Diskussionen darüber, welcher Alien-Film nun gut oder weniger gut ist. Ob der vierte Teil überhaupt noch dazu gehört und welches Alien am gruseligsten aussieht. Lutz Seiler, Träger des Deutschen Buchpreises 2014, macht es sich da leichter: Er stehe konsequent hinter allen vier Teilen, verriet er am vergangenen Freitag im Potsdamer Filmmuseum, in das er als prominenter Gast für die Reihe „Cinéma privé – Der ganz private Lieblingsfilm“ eingeladen war. Dabei geriet er im Gespräch mit Knut Elstermann nicht nur ins Schwärmen über seinen Lieblingsfilm „Wolken ziehen vorüber“ vom finnischen Regisseur Aki Kaurismäkis, sondern plauderte auch über seine Leidenschaft für Serien und seine Abneigung gegenüber Dialogen.

Dialoge schreibe er vor allem selbst nicht gern, da es immer schwierig werde, wenn die Figuren den Mund aufmachen. Deswegen gefiele ihm auch Kaurismäkis Film so gut, denn dort sprechen die Figuren eher wie im Theater, eine Schriftsprache, die kaum Alltagselemente beinhaltet. „Ich finde das sehr gut, weil er den Figuren somit die ganze Zeit ihre Würde lässt“, sagt der in Wilhelmshorst lebende Seiler. Und Würde brauchen Ilona und ihr Lauri, die beiden Protagonisten des Films auch. Denn beide verlieren ihren Job und bis sie am Ende ihr eigenes Restaurant eröffnen, müssen sie sich durch viele Erniedrigungen kämpfen. All das fängt der Film in langen Einstellungen mit melancholischer Musik und dunklen weichen Farben ein. „Gerade die Farben sind toll“, so Seiler. „Jedes Bild ist perfekt inszeniert und der Film zeichnet die Schicksale der Figuren auf so melancholisch witzige Art. Er bereitet mir einfach große Freude – auch nach 20 Jahren noch.“

Auch sonst liebt Seiler auf der Leinwand das Melancholische, er ist Fan von Lars von Triers „Melancholia“ und Andreas Dresens „Halbe Treppe“. Da fällt die Alien-Reihe schon ein bisschen aus der Reihe, gehört laut Seiler aber genauso wie „Der Pate“ zu den Klassikern. Von Filmkritiken halte er sich sowieso eher fern, die ließen ihn zu voreingenommen in die Filme gehen. Bisweilen verfalle aber auch Seiler in den Serienrausch. Besonders „The Wire“ hat es ihm angetan, aber auch die dänische Serie „Borgen“ und die italienische Mafiageschichte „Gomorrha“. Aber behindern so viele bewegte Bilder nicht den kreativen Schreibfluss? Im Gegenteil, meint Seiler, einige Filmszenen hätten wiederum Szenen in seinem Roman „Kruso“ inspiriert. So etwa Johnny Depp, der in Jim Jarmuschs „Dead Man“, einen Indianer auf das Meer schiebt oder die Pathologie aus Lars von Triers Serie „Hospital der Geister“ – Leser von „Kruso“ werden sie im Roman wiederfinden.

Demnächst soll sein Roman verfilmt werden. Die Ufa habe die Filmrechte erworben, auf die Umsetzung sei Seiler gespannt. „Ich hoffe, sie nutzen das andere Medium und machen etwas ganz anderes daraus“, sagte er. „Ich bin da entspannt.“ Er selbst arbeitet derzeit an seinem neuen Büro, in dem die Berliner Kneipe „Assel“ eine Rolle spielen wird, wie er im Filmmuseum verriet. Sarah Kugler

Sarah Kugler

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