Kultur: Vom Musizieren zweier Generationen
Kammermusikalische Hommage an Clara Schumann
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Kammermusikalische Hommage an Clara Schumann Wer sich ein Billett „Für Clara Schumann“ erworben hatte, wollte wohl kaum an einem Leistungskurs für Musik teilnehmen. Doch in einem solchen wähnte sich ungewollt derjenige, der der Festspiele kammermusikalische Hommage an den musikalischen Zirkel um die Pianistin, Gelegenheitskomponistin und Gattin des romantischen Komponisten Robert Schumann im Palmensaal im Neuen Garten beiwohnte. Statt Musik gilt es zunächst einem knapp viertelstündigen Referat zu lauschen, in dem man aus dem Mund der vom Blatt ablesenden Kunstwissenschaftlerin Mara Mednik biografische Details der miteinander verbunden Personen nebst Hinweisen zu ihren Werken erhält. Vom Verhältnis Claras zu ihrem geliebten Robert und zum gemeinsamen Familienfreund Johannes (Brahms) hört man einiges, später auch Auszüge aus ihrem Tagebuch. Diese bieten sehr Persönliches. Allein damit hätte sich ein roter Faden durch das Konzertprogramm knüpfen lassen. Es stellt Kleinformen geselligen Musizierens vor. Den Auftakt bilden Adagio und Allegro As-Dur op. 70 für Violoncello und Klavier von Robert Schumann. Was da liedhaft und gefühlsinnig niedergeschrieben ist, findet Clara „prächtig, frisch und leidenschaftlich“. So suchen es auch der französische Cellist Damien Ventula und die russische Pianistin Mara Mednik auszudrücken. Er mit breitem und kraftvollem Bogenstrich, reichlichem Vibrato- und Legatogebrauch; sie mit gradliniger Klarheit und ausdruckintensiver Geste der russischen Pianistenschule. Es sind zwei Generationen, die hier zusammenspielen: sie gleichsam als Mentorin, er (obwohl schon Mitglied im Berliner Sinfonie-Orchester) als „Schüler“. Jeder für sich zeigt unverwechselbares (Klang-)Profil, zusammen fehlt es am Funken gegenseitiger Inspiration. Zudem erweist sich die Podiumsplatzierung der spielerischen Gemeinsamkeit nicht förderlich. Das Cello sitzt in Höhe der Klaviatur dicht vor dem Flügel, ein Blickkontakt zueinander ist leider nicht möglich. „Entzückt“ ist Clara von der „Frische und Originalität“ der Fünf Stücke im Volkston op. 102 ihres Roberts. Vor allem ist''s das „mit Humor“ vorzutragende „Vanitas vanitatum“-Entree, das noch heute für manches Schmunzeln sorgt. Hübsch, aber kompositorisch nicht sonderlich aufregend hören sich Claras Drei Romanzen für Violine und Klavier an. Auch in der Bearbeitung für Violoncello bleiben es Herzensergießungen der zärtlich-sehnsuchtsvollen Art, mit gestrichenen Seufzern und Jauchzern nicht sparend. Wenn sie arbeiten und in der Musik atmen kann, sei sie überglücklich, vertraut sie diesbezüglich ihrem Tagebuch an. Die Lesungen daraus sind zwar informativ, künstlerisch jedoch unbefriedigend. Bei der Wiedergabe von Brahmsens Sonate Nr. 2 F-Dur op. 99 haben sich die Generationen endlich zu überzeugender Zusammenarbeit gefunden. Ihr expressives, leidenschaftsbewegtes und dramatisch zugespitztes Musizieren begeistert restlos. Wenn der Cellist wie im Allegro affettuoso nach Herzenslust auf den Saiten singen kann, gelingen ihm empfindsamste Klänge. In tiefen und hohen Regionen hat es damit allerdings erneut so seine Probleme. Als Zugabe reichen sie Schumanns berührende „Romanze“.
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