Kultur: Vom Probencamp zurück
Jugendsinfonieorchester gab Konzert im Belvedere
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Jugendsinfonieorchester gab Konzert im Belvedere Die Titanic ist nicht gesunken – noch bevor das Potsdamer Jugendsymphonieorchester die Untergangsszene spielen konnte, kam das Wasser. Nicht von unten, sondern vom Himmel und beendete damit das Freiluftkonzert im Belvedere auf dem Pfingstberg vorzeitig. Glücklicherweise stand die oscargekrönte Filmmusik von James Horner erst am Ende des neuen Programms, das das Jugendsinfonieorchester der Städtsichen Musikschule während eines fünftägigen Probencamps einstudiert hatten.Rund sechzig junge Musiker - viele zum ersten Mal dabei - hatten täglich rund sieben Stunden unter der Leitung von Jürgen Runge sinfonische Werke des 19. und 20. Jahrhunderts einstudiert. Vier Instrumentalisten aus Potsdams Partnerstadt Opole, verstärkten das Orchester an Klarinette, Fagott, Kontrabass und Violine. Zu dem schon traditionellen Sommerkonzert im Innenhof des Belvedere hatten sich zahlreiche Zuhörer eingefunden. Schon die Bühnenmusik zu Wiliam Shakespeares „The Tem-pest“ von Arthur Sullivan ließ aufhorchen mit äußerst spritzigen Streicherläufen und stürmischen Steigerungen. Ebenfalls eine Premiere war der erste Satz aus Peter Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5 e-moll. Das fahle Fagott, die klagende Klarinette intonieren das tragische Hauptthema, das sich durch den ganzen Satz zieht. Selbst das lyrische Seitenthema vermag nicht den düsteren Schicksalsweg dauerhaft aufzuhellen. Große Sinfonik, an der sicher noch etwas geübt werden muss, die aber sichtlich Spaß beim Spielen gemacht hat. Letzteres galt auch für den 6. Satz aus Gustav Mahlers 3. Sinfonie, der in einer verkürzten Fassung gespielt wurde. Der ursprünglich mit „Was uns die Liebe erzählt“ überschriebene Satz erklang hingebungsvoll, innig und ausdrucksstark. Besonders die Streicher gaben ihr Bestes für diese unendlich schwelgerische, hochmelodische Musik-Apotheose. Dafür gab es Bravorufe! Felix Mendelssohn-Bartholdys Hochzeitsmarsch, in dem vor allen die Bläser und Pauke und Becken mal so richtig loslegen können, gab es desöfteren zu hören. Dem jungen Mann an der Pauke merkte man die Lust an seinem rhythmischen Präzisionswerk deutlich an. Aus den beliebten Slawischen Tänzen von Anton Dvorak erklang die Nummer 4. Das abwechslungsreiche Spiel mit unterschiedlichen Tempi, und Rhythmen im vierten Tanz, die beschaulichen Bläsermotive, das heitere Trio erfreuten die Zuhörer sichtlich. Im 20. Jahrhundert hat die große Sinfonik nicht ausgedient, sondern sich in der Filmmusik quasi nahtlos fortgesetzt. Zu einer der erfolgreichsten Filmmusiken wurde der Soundtrack zum „Untergang der Titanic“ aus dem Jahr 1997. Diese anspruchsvolle Musik, mit vielen Wechseln in Takt und Tonart und einer riesigen Bandbreite von Instrumenten, stellt eine wahre Herausforderung für jedes Orchester dar und eignet sich vortrefflich für die jungen Potsdamer Musiker. Leider konnten nur die ersten Sätze gespielt werden. Ausgerechnet die berühmte Liebesszene auf dem Deck wollte der Wettergott nicht hören. Die Spannung bleibt, wie die gesunkene Titanic vollständig unter einem trockenen Dach zu hören ist.Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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