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Kultur: Vom seligen Don Camillo bis heute José Garcia sprach über Priester im Film

Bei mindestens einem Dutzend Neuerscheinungen pro Woche ist es nicht gerade leicht, den Überblick über das aktuelle Kinogeschehen zu bewahren. Der in Berlin wirkende Filmkritiker José Garcia versucht es zumindest und schreibt dabei nicht einmal gerne Verrisse.

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Bei mindestens einem Dutzend Neuerscheinungen pro Woche ist es nicht gerade leicht, den Überblick über das aktuelle Kinogeschehen zu bewahren. Der in Berlin wirkende Filmkritiker José Garcia versucht es zumindest und schreibt dabei nicht einmal gerne Verrisse. „Warum schlechte Filme besprechen, wenn es so viele gute gibt?“, so Garcia am Dienstag in der Arche. In einer Melange aus Filmbeispiel und Redevortrag ging er der Frage nach, ob und wie sich das Bild des katholischen Priesters zwischen „Don Camillo“ (ab 1952) und heute im Film verändert habe. Der französische Schauspieler Fernandel erreichte in dieser berühmten Serie den Gipfel seines Ruhms, schlitzohrig wie schlagfertig, wie er darin war. Ihr literarischer Vater, Giovannino Guareschi, hatte ja den oftmals komischen Kampf zwischen Katholizismus und Kommunismus zum Gegenstand seiner Romane und Schnurren gemacht. Im ersten Film stand der schalkhafte Priester vor der Herausforderung, das Kind des kommunistischen Bürgermeisters Peppone (Gino Cervi) zu taufen, und gar noch mit Lenin im Rufnamen! Nun, damals wurde die Sache noch mit den Fäusten ausgetragen. Irrte aber Don Camillo einmal, so korrigierte ihn der sprechende Jesus am Kreuz in der Kirche persönlich. Damals war das noch neu.

Acht Kinofilme aus den letzten zwölf Jahren hat der kundige Kritiker für seinen Vortrag gegen diesen Klassiker gestellt, Volker Schlöndorffs „Der neunte Tag“, darin ein Priester neun Tage Freigang aus dem KZ Dachau bekommt, Scott Derricksons „Der Exorzismus der Emily Rose“ und „Requiem“, sein deutsches Pendant, darin Regisseur Hans Christian Schmid statt Geistaustreibung den modernen Psychiater empfiehlt. In dem spanischen Film „Schlechte Erziehung“ sieht Garcia das Thema „priesterliche Pädophilie“ voller Klischees dargestellt. Besser sei „Glaubensfrage“ des US-Amerikaners John Patrick Shanley, denn hier werde offengelassen, ob ein gewisser Priester nun hat oder nicht. In Clint Eastwoods „Gran Torino“ dann geht es um das Thema Beichte und um die hohe Liebe.

Ein ebenso doller Renner wie „Don Camillo“ ist „Casomai – Trauen wir uns?!“. Hier wollen Stefania und Tommaso vor dem Altar heiraten, obwohl sie als Großstädter mit der Kirche nicht viel am Hut haben. Der Priester Don Livio (Gennaro Nunziante) erfüllt ihren Wunsch nach einer ungewöhnlichen Trauung, und so erweitert er das heilige Ehesakrament um die Möglichkeit von Untreue, Trennung und versiegender Zuneigung. Anfangs ist die Hochzeitsgesellschaft natürlich geschockt, diskutiert diese Themen dann aber mit. Dann schickt sie der Priester nach draußen, denn die Eheschließung gehe nur die beiden an. Und seltsam, nun besinnen sich die Gäste, einander auch mal geliebt zu haben. Offen bleibt, ob die in den Sechzigern spielende Liebesgeschichte wirklich stattgefunden hat oder nur ein Traum von Don Livio war. Leider ist dieser anrührende Film nicht mehr im Handel. Terrence Malick letztlich beschäftigt sich in „To The Wonder“ erst jüngst mit dem quälenden Zweiflertum eines jungen Priesters im Mittleren Westen.

Garcias Resümee ist durchaus positiv. Denn anders als in den Siebziger- bis Neunzigerjahren sei das Bild der katholischen Geistlichen heute „größtenteils positiv“ und hinterlasse meist „einen nachhaltigen Eindruck“. Trotz kritischer Darstellung. Gerold Paul

Gerold Paul

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