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Kultur: Von Angesicht zu Angesicht

200 Exponate in der neuen Ausstellung der Galerie Bauscher

Stand:

Den Auftakt zur Ausstellung gibt ein Elefant. Monumental und majestätisch kommt der sympathische Dickhäuter im Vestibül der Galerie Bauscher auf zwei Leinwänden daher: einmal von vorn und einmal von hinten. Die zierlichen Tierbronzen des Bildhauers Hans Scheib daneben greifen das Animalische in einer leisen Replik auf, die angesichts der lebensgroßen Nacktheit der davor postierten „Aura“ jedoch ein bisschen im Hintergrund verblasst. Die farbig gefasste ausdrucksstarke Holzskulptur Scheibs ist nicht nur ein Blickfang, sondern auch so etwas wie der „Mercedes“ inmitten des Ausstellungsrepertoires. Dieses kann man sich unterschiedlicher kaum denken, reicht es doch über die angekündigten 14 Künstlerhandschriften noch hinaus und umfasst dabei Malerei und Zeichnungen in gleicher Weise wie Skulptur in einem reichlich breitgefächerten Spektrum.

In dem Bestreben, ihre erste Jahresausstellung unter dem Titel „Von Angesicht zu Angesicht“ thematisch dem Porträt zu widmen, ließ die Galeristin Traudl Bauscher kaum einen Winkel ihres geräumigen Hauses ungenutzt. Und so kommt es eben, dass Porträts im klassischen Sinne neben Frauenakten und Tiergestalten, dass Figürliches und Abstraktes gleichberechtigt nebeneinander stehen.

Der sich zum Garten mit Atelierhaus und Außenskulpturen öffnende Saal vereint weitere Skulpturen Hans Scheibs, originelle Papierarbeiten des Autodidakten Wolfgang Koffler, ein bisschen Caro Stark und jede Menge Aiga Müller. Die bunten Scherbenporträts, von Aiga Müller in einer Art Sisyphos-Arbeit aus Fundstücken und zertrümmerten Scherben zusammengefügt, bilden im Wintergarten einen stummen Chor. Eine Beziehung zwischen diesen Büsten und auf Leinwand gebrachten Erinnerungsmosaiken der Künstlerin zu den anderen Exponaten im Raum entsteht allenfalls über die starke Farbigkeit zu den Arbeiten Caro Starks, die 1961 geboren, jüngste Teilnehmerin der Ausstellung ist.

Eine interessante Entdeckung in der Ausstellung sind die Bilder Inge H. Schmidts. Aus ihrem Atelier sind u. a. Porträts in die Ausstellung gelangt, die sowohl mit der Renaissancemalerei als auch mit Velasquez kokettieren und dabei malerisch eine ganz eigene Note erfahren. Sie überzeugen in der innovativen Herangehensweise der Künstlerin und in ihrer malerischen Qualität. Ebenfalls reizvoll im zeichnerischen Duktus, wenngleich vergleichsweise klassisch, sind die im Flur gezeigten weiblichen Akte von Christine Jackob Marks, allesamt Papierarbeiten, von denen aus sich der Rundgang im Treppenhaus zu einem weiteren Höhepunkt fortsetzt. 20 formatgleiche, aus einer Serie stammende Konterfeis namhafter Schauspieler, Schriftsteller, Intellektueller und bildender Künstler aus der Hand der Malerin Ellen Fuhr wurden im Treppenaufgang zu einer eindrucksvollen Bilderwand zusammengefügt. Im Obergeschoss wird das Ausstellungsthema neben (Selbst-)Porträts von Karl Oppermann in der abstrakten Formensprache von Andreas Lahusen (Malerei und Zeichnung) und Carola Wedell (Skulptur) sehr liberal ausgelegt.

Wem oben die Puste nicht ausgegangen ist, sollte sich im Untergeschoss das „erotische Kabinett“ mit Zeichnungen von Reinhard Stangl nicht entgehen lassen. In gleicher Weise ist die delikat weiße, reliefartig bearbeitete Kleinplastik aus griechischem Marmor, Granit und Kalkstein von Elke Kirstaedter eine nähere Betrachtung wert. Daneben geraten die humorig bunten, teils schrullig-skurrilen Bilder und Assemblagen von Katrin Sliwinski zu einem regelrechten Paukenschlag, der einen die Ausstellung mit leichtem Schwindel wieder verlassen lässt. An die 200 Exponate zusammenzubringen, grenzt an einen Spagat, bei dem die Relation von Quantität und Qualität außer Kontrolle zu geraten droht. So wie das gewählte Thema „Von Angesicht zu Angesicht“ in der Umsetzung mitunter überstrapaziert wurde, wird auch der Rundgang zum Marathon, bei dem Künstler auf der Strecke bleiben.Galerie Bauscher, Rosa-Luxemburg-Str. 40, Ausstellung bis zum 21.April, Mi-Fr 12-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr.

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