
© Roland Lämmle
Kultur: Von Bach bis Balkan
Bettina Mros und Sabine Raatz sind als „die musetten“ beim Hoffest der Urania zu erleben
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Einen ganzen Konzertabend nur mit Musetten zu bestreiten, das könnte problematisch werden. Solange man unter Musetten herkömmlicherweise Stücke der französischen Unterhaltungsmusik im 3/4-Takt versteht, ist der Potsdamer Musikerin Bettina Mros vielleicht zuzustimmen. Mit dem Duo „die musetten“ hingegen lässt sich ein Abend sehr gut bestreiten, wie die beiden Musikerinnen bei ihrem heutigen Auftritt beim traditionellen Hoffest der Urania zeigen wollen. Das Duo der Geigerin Bettina Mros und der Akkordeonistin Sabine Raatz überzeugt in dieser eher seltenen Kombination vor allem durch seine Vielfalt und dem spürbaren Spaß an der Musik. Der Reiz besteht für die beiden Potsdamerinnen darin, frei in der Liedauswahl sein zu können und die Freude immer an erste Stelle zu setzen. „Die Individualität und der Freiraum, die uns das eigenverantwortliche Arbeiten, anders als bei großen Ensembles, ermöglichen, machen in erster Linie den Spaß an der Arbeit zu zweit aus.“ Beide sind als Instrumentallehrerinnen an der Musikschule „Engelbert Humperdinck“ in Kleinmachnow tätig und unterrichten dort Akkordeon und Violine. Bettina Mros war zehn Jahre Geigerin an der Brandenburgischen Philharmonie Potsdam, heute spielt sie im Deutschen Kammerorchester Berlin und im Neuen Potsdamer Kammerorchester.
Den Gedanken an ein solch ungewöhnliches, aber nicht unmögliches Duo – Geige und Knopfakkordeon – hatten beide schon länger unabhängig voneinander gehegt, bis sich ihre Idee im Jahr 2006 fast schon zufällig festigte. „Es war ein regnerischer Tag, als Bettina mich spontan auf der Außentreppe der Musikschule ansprach, ob ich Lust und Zeit hätte, es einmal mit einem Duett der beiden Instrumente zu probieren. Wir tüftelten und planten solange, bis wir komplett durchnässt waren“, erinnert sich Sabine Raatz. Und schon nach wenigen gemeinsamen Proben war klar: „Wir harmonieren sehr gut miteinander. Menschlich und musikalisch.“
Anfangs, als sie noch auf der Suche nach Kompositionen waren, die für beide spielbar sind, entdeckten sie die Musette-Musik für sich. So entstand auch der Name „die musetten.“ Nach und nach erweiterte das Duo sein Repertoire und begab sich auf die Reise von Land zu Land, von Epoche zu Epoche, um unterschiedlichste Stücke aus verschiedenen Stilrichtungen vorstellen zu können. Von Balkanmusik bis Bach, von norwegischer Volksmusik bis argentinischem Tango, von Johann Strauss bis Richard Galliano und natürlich der original französischen Musette-Musik reicht der musikalische Spannungsbogen von Bettina Mros und Sabine Raatz. „Selbstverständlich können und wollen wir nicht alles so vom Blatt spielen. Für diese Kombination müssen wir oft ein wenig umschreiben, dazudichten und improvisieren, aber das macht uns besonders viel Spaß. Wichtig ist uns immer, dass der Charakter des Stückes nicht verfälscht wird und wir Musik spielen können, die uns am Herzen liegt“, sagt Sabine Raatz.
„Welt- und Zeitreise“ nennen die beiden passenderweise ihr neues 90-minütiges Konzert, das beim Hofkonzert Premiere hat und von Kerstin Raatz moderiert wird. Zu ihren Lieblingsstücken in „Welt- und Zeitreise“ zählt Bettina Mros den „Chat Pître“ von Richard Galliano mit seiner abwechslungsreichen Dynamik. „Das Stück ist sehr facettenreich, leise Passagen wechseln sich mit geräuschvolleren Sequenzen ab.“ Und auch bei Astor Piazzolla und seinem argentinischen Tango bekommen beide Musikerinnen immer wieder Gänsehaut, obwohl sie seine Stücke schon oft gespielt haben. Neben den gemeinsamen Stücken werden auch beide mit einem Solo zu hören sein. Viel Freude macht den „musetten“ aber auch die gelegentliche und inspirierende Zusammenarbeit mit anderen Musikern, wie erst kürzlich der gemeinsame Auftritt mit dem Potsdamer Kontrabassisten Olaf Mücke.
Ein großer Reiz beim heutigen Auftritt liegt für Bettina Mros und Sabine Raatz in dem Open-Air-Gefühl, da sie im Hof der Urania spielen werden. Unter freiem Himmel wollen sie ihre Zuhörer mit auf eine Reise nehmen, bei der sie mit Musik in Berührung kommen, die ihnen vorher vielleicht unbekannt war und sich vielleicht auch ein wenig wundern, dass solche Musik bei dieser doch ungewöhnlichen Zusammensetzung von Violine und Knopfakkordeon zustande kommen kann.
Urania-Hofkonzert mit „die musetten“, am heutigen Mittwoch um 18 Uhr in der Gutenbergstraße 71/72. Der Eintritt kostet 10, ermäßigt 8 Euro
Anna-Maria Kunath
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