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Kultur: Von Popstars keine Spur

Handgemacht im Saturday Fight Club Finale / BadPGvoc als Sieger

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Handgemacht im Saturday Fight Club Finale / BadPGvoc als Sieger Von Dirk Becker Dieses Jahr war anders. Das wurde schon im Vorfeld klar. In vier Runden hatten sich die vier Nachwuchsbands Sage, badPGvoc, Dawnrise und Strange Stuff aus Potsdam und Umgebung für das Saturday Fight Club Finale qualifiziert. Und schon hier war zu hören und zu sehen, im Gegensatz zum vergangenen Jahr, dass gute Bands angetreten waren, die um die Gunst des Publikums buhlten, deren Stimme entscheidend war. Kein Murks, sondern Musik. Kein plattes Nachgedudel, sondern Kreativität, gepaart mit der Suche nach Eigenständigkeit. Am Freitag abend dann vor dem Lindenpark eine pralle Schlange Jüngerschaft, die ihren Favoriten Jubel und Stimme geben wollten. Der Saal voll, ach was, rappelvoll. Idee und Konzept des Lindenparkmitarbeiters Sven Lehmann, mit der Fight Club Serie jungen Musikern eine Plattform zu geben und gleichzeitig junge Leute zu den Konzerten zu holen, ging im zweiten Jahr, wie sich hier eindrucksvoll zeigte, voll auf. Um kurz vor zehn der Startschuss, gleich zum Warmwerden die satte Portion Kraftfutter. Strange Stuff aus Ludwigsfelde als Auftakt. Vier Herren auf wuchtigen Rockpfaden und im Mittelpunkt die Sängerin Diana. Ein quirliger Rotzlöffel, dem man getrost eine Kotterschnauze unterstellen kann, denn bei ihr ist das als Kompliment zu verstehen. Stimmgewaltig, die reinste Röhre, kraftstrotzend das Bandgefüge auf Hochtouren haltend, war das, was abgeliefert wurde, wirklich beeindruckend. Im Anschluss dann Dawnrise. Und als der Name fiel, unter dem sich vier junge Männer, drei davon Brüder, halbenglisch, wie die Bandinfo verrät, zusammenfanden, da hob vielfach Gekreische aus weiblichen Kehlen an. Grund derartiger östrogener Aufregung wird wohl der Sänger sein. Ein großer Kerl von angenehmem Äußeren, nett, ein klassischer Mädchenschwarm halt. Und als er sich nach dem vierten Lied seines T-Shirts entledigte, da kannte das Juchzen kaum noch Grenzen. Dawnrise waren schnell als Favoriten ausgemacht. Der Jubel groß und das, obwohl man sie musikalisch an diesem Abend nur als nett bezeichnen konnte. Nette Jungs mit netten Melodien. Mehr Pop als Rock, nette Balladen, in denen sich die Stimme des Sängers nicht so recht durchsetzen konnte. Als dritte im Bunde dann badPGvoc. Und sorgten Dawnrise schon für Unruhe im Saal, so brach bei badPGvoc ein kleiner Orkan los. Nicht ohne Grund. Man muss die Melange aus Rock, Funk, Jazz und HipHop nicht unbedingt mögen. Aber man muss zugeben, dass die Sechs es wirklich drauf haben. Ob nun die Musiker oder der Gesang, abwechselnd männlich und weiblich, mit wohldosierten Showeffekten klang das alles doch schon erschreckend professionell. Und nach ihrem letzten Lied blieb einem nur ein Schulterzucken und die Erkenntnis: Eigentlich ist jetzt schon alles klar. Dann kamen noch Sage. Nach dem furiosen Spektakel von badPGvoc hatten es die Sechs wahrlich nicht leicht. Mit ihrer eher ruhigen, vom Britpop beeinflussten Spielart hatten sie Schwierigkeiten, das unruhige Publikum bei Laune zu halten. Bei Laune zu halten, das versuchte in den Umbaupausen auch der Moderator Stefan, der hauptberuflich bei Radio Energy die Leute drangsaliert. Die Rolle des Pausenclowns gefiel ihm. Er provozierte, mit Beleidigungen gegen Musiker, dann wieder gegen das Publikum, um schlussendlich kräftig zu kratzbuckeln. Das war nicht originell, sondern schlichtweg nervend. Am frühen Samstag morgen dann die Stimmenauszählung und was schon klar war, das wurde jetzt nur offiziell bestätigt. BadPGvoc gingen als Sieger mit einem Gutschein für Aufnahmen für eine Promo-CD und der Teilnahme am Landesrockwettbewerb nach Hause. Die weitere Platzverteilung wurde nicht bekannt gegeben. Aus Fairness den drei anderen Bands gegenüber. In Zeiten von Popstars, Superstars und Fame Academy hat sich mit der Saturday Fight Club Serie eine Gegenbewegung etabliert, die noch Handgemachtes schätzt. Bleibt abzuwarten, was die dritte Staffel im kommenden Jahr bringen wird.

Dirk Becker

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