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Kultur: Von Vätern und dunklen Zeiten

Beim Neujahrsempfang des Kunstvereins Kunsthaus gab dessen neue Vorsitzende eine kleine Vorschau auf kommende Ausstellungen. Spontan wurde es dann auch noch dramatisch

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Fast hätte man die Kunst gar nicht gesehen, am Dienstagabend im Kunsthaus. Denn es war Neujahrsempfang und die Räume im Ulanenweg voller Freunde und Förderer des Kunsthaus-Vereins – und noch so einiger anderer. Dann aber lenkte doch noch einer den Blick auf die Bilder von Jub Mösnter, die aktuell hier ausgestellt werden. Ganz besonders auf die beiden großformatigen, bunten und irgendwie genau so vollgestopft wie das Kunsthaus selbst wirkenden Gemälde.

Auf jedem der beiden ist ein Mann zu sehen, der eine geht mit Stelzen, der andere trägt eine Blinden-Binde am Arm. Und diese Bilder, die ziemlich an die von Neo Rauch erinnern, haben den Potsdamer Schriftsteller Ferenc Liebig wohl an Väter erinnert. Ob an seinen eigenen oder ganz allgemein, spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist: Liebig wollte schon lange ein Theaterstück für diesen Raum, für das Kunsthaus schreiben. „Es liegt bei mir in der Nachbarschaft, und als ich mir letztes Jahr dort eine Ausstellung angesehen habe, hatte ich sofort die Idee, dort Schauspieler im Raum zu verteilen.“ Weil der so hell ist, die Wände so flächig und groß, und dann noch die Empore.

Und sie hat ziemlich gut funktioniert, Ferenc Liebigs Idee. Vor allem, weil sie so unvermittelt in das Trinken und Plaudern der Gäste platzte. „Das ist doch kein Zitat“, rief eine der beiden Schauspielerinnen plötzlich in den Raum – und sofort waren alle mitten im Stück – drei junge Menschen, zwei Frauen und ein Mann, erzählen sich von traumatischen Erfahrungen mit ihren Vätern – und die Schauspieler mitten im Publikum.

Kein schlechter Auftakt für ein neues Jahr im Kunsthaus, das demnächst – in Kooperation mit dem Potsdam Museum – eine Doppelausstellung zu Armando plant. Während das Haus am Alten Markt eine Retrospektive des 86-jährigen Malers zeigt, wird es hier im Kunstraum aktuelle Werke – großformatige Landschaften in – für Armando ganz ungewöhnlichen – Farben zu sehen geben. Die müssen auch nur ein paar Meter weit getragen werden – Armando hat sein Atelier direkt neben dem Kunsthaus.

Nach Armando – die Ausstellung wird vom 27. Februar bis zum10. April zu sehen sein, geht es mysteriös weiter: Geplant ist eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Willms Neuhaus Stiftung, in der es um das „Geheimnis“ gehen, soll. Anschließend werden Stipendiaten aus Wiepersdorf, der brandenburgischen Villa Massimo, hier ihre Werke zeigen. Dann soll ein fotografisches Havelprojekt von Götz Lemberg entlang der Flusslandschaft über verschiedene Ausstellungsorte ins Landesinnere führen, bevor der Bildhauer Hubertus von der Goltz mit einer raumgreifenden skulpturalen Installation hier einziehen wird.

Gegen Ende des Jahres soll dann eine deutsch-israelische Kooperation stattfinden – „das Projekt ist aber noch in der Vorbereitungsphase, ich hoffe, wir finden Förderer und können es finanzieren“, sagt Birgit Möckel, seit vergangenem Jahr neue Vorsitzende des Kunstvereins Kunsthaus. Die Idee, so Möckel, stammt vom israelischen Kurator Avi Lubin, der sich mit der Dualität von dunklen Zeiten beschäftigt. will in der Ausstellung weiter über die Rolle von Kunst und Künstlern in dunklen Zeiten fragen. Er schlägt vor, über Ideen wie Aktion und Unterbrechung und die Relation zwischen Autor und Erzähler nachzudenken – alles zentrale Fragen bei Hannah Arendts „Menschliche Bedingtheit“. Kling also nach einem gut gefüllten Jahr voller Kunst. Ariane Lemme

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