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Kultur: Von wegen Ruhe
Die Potsdamer Band Stadtruhe im Waschhaus
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Laura Walter schaut fast ein bisschen verklärt, als sie einen Satz sagt, der die Stimmung der Band auf den Punkt bringt: „Das, was wir gerade machen, ist genau das Richtige – das Gefühl ist toll!“ Die Sängerin der Potsdamer Pop-Rock-Band Stadtruhe schaut in die Runde, aber niemand in ihrer Band will ihr widersprechen. „Ich könnte mir nichts Besseres vorstellen: im Proberaum, auf der Bühne, privat“, ergänzt Schlagzeuger Vico Grottschreiber. Denn es läuft gut bei Stadtruhe, sehr gut sogar. Im März erscheint die erste EP mit dem Titel „#kein morgen mehr“, die Songs sind bereits aufgenommen und werden gerade abgemischt. Und am heutigen Freitag spielt das Quintett im Waschhaus: eine Rückkehr zu den Wurzeln.
Bandmeeting im „Hafthorn“, vorher war Bandprobe, eine Generalprobe steht noch bevor, am Freitag im Waschhaus soll alles sitzen. Von Aufregung ist nichts zu spüren, der Abend wird eh etwas länger werden, am nächsten Morgen in der Uni wird das akademische Viertel dann eben ausgereizt. Das letzte Konzert in Potsdam war im Mai, dazwischen wurde ein paarmal in Berlin gespielt, ein schwieriges Publikum. Die Berliner sagen, dass sie das Konzert gut finden, kommen aber trotzdem nicht zum nächsten. Potsdam sei anders, da habe man eine Fanbase, das Konzert im Waschhaus ist so etwas wie ein Heimspiel. „Das ist viel schöner als Heimkehr“, sagt Laura Walter.
Im Waschhaus finden sich auch die Wurzeln der Band, alle sind dort groß geworden, der „Rubys Tuesday“ am Dienstag war Pflichttermin. „Ich war das erste Mal mit 13 im Waschhaus und hinterher total stolz, dass ich nicht nach meinem Ausweis gefragt wurde“, sagt die Sängerin. Gitarrist Jan Malich lernte 2012 die Sängerin dort kennen, es gab ein Treffen, erste gemeinsame Aufnahmen – dann wurde Schlagzeuger Vico Grottschreiber mit ins Boot geholt. „Als mir die Aufnahmen vorgespielt wurden, dachte ich: Dit isset!“, sagt er. Das erste Konzert fand dann auch im Waschhaus statt, zur Open Stage.
Aber es steckt auch viel Arbeit dahinter, viel Probenzeit geht für Organisatorisches drauf, aber es gibt auch ganz viel Unterstützung für die Band: Videos wurden gedreht, das letzte, „Ruhe und Sturm“, sogar in der Waschhaus-Arena. Viele Menschen glauben an die Band, engagieren sich, ohne den Techniker Markus Konczak sei man aufgeschmissen, heißt es. Aber aus diesem Zusammenspiel entsteht auch die Energie, die frustrierende Situationen einfach ausblenden lässt. Auch wenn sich fünf Musiker gefunden haben, die völlig unterschiedliche Musik hören – die Schnittmenge stimmt, und stilistisch will man sich gar nicht erst festlegen. Immerhin Sängerin Laura hat ein Vorbild: „Mia“, sagt sie ohne zu zögern, auch wenn die Ecken und Kanten hat. Ich habe keine Mariah-Carey-Stimme, aber diese Einzigartigkeit von Mia habe ich mir als Vorbild genommen.“
Einzigartig ist Laura Walters markante Stimme jedenfalls, die Ausdrucksstärke wird von der Band ins Zentrum gehoben, die Texte sind erfrischend frei von Peinlichkeiten. Genau das ist es, was Stadtruhe so angenehm aus dem Mainstream hervorstechen lässt – und natürlich ihre Gelassenheit. Mit dieser wird sich der Erfolg ganz sicher einstellen. Oliver Dietrich
Stadtruhe am heutigen Freitag ab 22 Uhr im Waschhaus, Schiffbauergasse. Der Eintritt ist frei
Oliver Dietrich
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