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Zwei Freunde in Zärtlichkeit vereint. Ines Fleiwa (l.) und Kollege Cordula Zwischenfisch, die selbsternannten Götter des „Musikkasparetts“.

©  Edgar Schröter

Kultur: „Vor den Preußen haben wir noch nie Angst gehabt“

Sie nennen sich „Zärtlichkeiten mit Freunden“ und sind heute im Lindenpark zu erleben: Ein Gespräch über „Musikkasparett“ und Frau Meißners Knie-OP

Stand:

Sie sind Ines Fleiwa und Ihr Kollege heißt Cordula Zwischenfisch. Verwirrend, schließlich sind Sie Männer.

Wir haben uns nur die Namen gegeben, damit wir uns ein bisschen interessant machen. Damit die Leute sagen: Ah! Was is’n da? Da müssen wir ehrlich sein: Das sind Künstlernamen.

Am heutigen Freitag sind Sie in Potsdam zu erleben. Vielleicht auch mit der Geschichte von Frau Meißner. Gibt es denn Traktor Strehla noch, wo die legendäre Knie-OP auf dem Fußballplatz stattfand, in der dem Libero Frau Meißner die Kniescheibe entfernt wurde?

Da bin ich der Falsche. Das müsste die Figur Rico Ros beantworten. Und ich denke, dass es in Ricos Welt den Traktor Strehla noch gibt. Das Punktspiel ist ja noch nicht so lange her.

Der Rico spielt aber nicht für Traktor Strehla?

Nein, der Rico ist ja nur Fan. Die Frau Meißner spielt ja für Oppitzsch.

Und Sie sind aus Oppitzsch, dem Stadtteil von Strehla?

Nein, eigentlich sind wir aus der Nudelmetropole Riesa. In Oppitzsch wohnt nur eine Figur von uns, das ist circa zwei Kilometer von Riesa entfernt.

Also an der Elbe.

Ja, am Landwehrkanal.

Die Elbe war ja damals so ein richtig verseuchter Fluss. Kann denn Ihre Lethargie eine Spätfolge der Verschmutzung sein?

Das ist aber eine schwierige Frage.

Hand aufs Herz.

Wir haben eher wenig Elbwasser getrunken. Mein Vater ist noch in der Elbe schwimmen gegangen. Da ist er den Schiffen hinterher und hat sich dann heimlich in das Beiboot gesetzt und ist elbaufwärts mitgeschwommen. Das haben wir aber nicht gemacht. Wir wären wahrscheinlich ohne Haut rausgekommen.

Die Elbe hat ja auch immer so gerochen.

Riesa an sich hat immer gestunken wegen des Stahlwerkes. Vielleicht liegt es auch daran.

Ich stamme ja aus Gröditz bei Riesa. Wir hatten auch ein Stahlwerk.

Ich weiß. Ihr habt nahtlose Rohre gewalzt.

Ich selbst habe keine Rohre gewalzt. Da war ich noch zu jung.

Haben Sie denn kein ESP gehabt? Einführung in die Sozialistische Produktion?

Nein.

Sehen Sie! Das fehlt Ihnen. Das merkt man. Ich hab noch den Thälmann-Pionier geschafft, ganz knapp. Und dann kam der Umsturz.

Sie sind ja Sachsen durch und durch.

Wir sind zumindest da geboren und relativ groß geworden: einsfünfundachtzig und einsdreiundachtzig.

Ihr Programm ist ja auch richtig sächsisch. Haben Sie keine Angst, in der preußischen Metropole aufzutreten? Da gibt es doch so eine Erbfeindschaft.

Vor den Preußen haben wir noch nie Angst gehabt. Wir hatten bisher vor keinem Angst gehabt – außer als wir mal im Knast gespielt haben.

In einem preußischen Knast?

Nein, in einem sächsischen Knast. In Zeithain im Jugendstrafvollzug, da hatten wir etwas Bedenken, ob die uns wohlgesinnt sind, weil wir schon frech waren, aber noch mehr, ob wir überhaupt wieder rauskommen. Die haben da so kontrolliert, mit Spiegeln unter dem Auto. Wie man das aus dem Film kennt. Aber es ist alles gut gegangen.

Sie machen musikalisches Kabarett. Was kann man sich darunter vorstellen?

Also wir nennen das „Musikkasparett“. Das kommt von kaspern. Wir hatten ja die Idee, in unserem Genre die Besten zu sein. Also haben wir unser eigenes Genre gegründet – und sind auch wirklich Spitzenreiter. Außerdem bezeichnen wir uns als Grobmusiker. Wir spielen auch nur wenig Musik.

Oh, wirklich?

Ja, das ist aber nicht so schlimm. Weil wir auch nicht gut spielen. Aber wir covern Hits bekannter Interpreten, das macht das immer leichter.

Und Ihr Programm heißt „Mitten ins Herts“.

Das ist richtig.

Aber das ist ja falsch geschrieben.

Das ist auch richtig. Aber da waren die Plakate schon gedruckt.

Was erwartet die Potsdamer denn am heutigen Freitag im Lindenpark?

Es werden halt Geschichten erzählt. Und es sind zwei Musiker auf der Bühne, die versuchen, Musik zu spielen, aber nicht wirklich dazu kommen. Weil es andere Sachen gibt, die wichtiger sind.

Damit haben Sie aber schon mehrere Preise gewonnen.

Ja, vor allem Frauen finden uns gut. Wir sind ja eine Rockband: ein Schlagzeuger und ein Gitarrist. Das reicht. Dementsprechend machen wir Rock, aber nur mit unseren Mitteln.

Das Gespräch führte Oliver Dietrich

Zärtlichkeiten mit Freunden am heutigen Freitag, 21 Uhr, im Lindenpark, Stahnsdorfer Straße 76. Der Eintritt kostet 19 Euro

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