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Kultur: Vor Gebrauch schütteln Heinz Rudolf Kunze

heute im Waschhaus

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Erschaffen sich Kinder Phantasiewelten, in denen sie mit Phantasie-Freunden spielen und Phantasie-Kekse naschen, rümpft vielleicht so mancher ein wenig die Nase, wird über die blühende Vorstellungskraft der Sprösslinge aber kein Wort verlieren. Erschafft sich ein Erwachsener eine Phantasiewelt, ist der Weg zum Irrsinn nur noch ein kurzer. Trubschacher, der Mann ohne Vornamen, in dessen Welt Lady Di noch am Leben ist und er mit Bob Dylan und Miles Davis in einem metallicblauen Pontiac auf Reisen geht, ist zwar noch nicht dem Irrsinn verfallen, sieht die Welt jedoch auf seine eigene, etwas verdrehte Art und Weise. So besitzt er auch keinen Lebenslauf, sondern nimmt an ihm teil. „Eilig hat er es dabei aber nicht, die Ziellinie ist keine allzu verlockende Aussicht.“

In seinem neuen Buch „Vor Gebrauch schütteln“, das ausdrücklich kein Roman ist, hat Heinz Rudolf Kunze mit Trubschacher eine zutiefst skurrile Figur erschaffen. Neben Erziehung, Philosophie und den Tiefen und Untiefen des Alltags, kämpft sich Kunze durch einen dichten Themendschungel. So lässt es sich der Rockpoet, der seit nunmehr drei Jahrzehnten Teil der deutschen Musikerszene ist, nicht nehmen, dem Musikbusiness mal gehörig die Meinung zu sagen, Kollegen an den Pranger zu stellen und seine Lieblinge so oft es geht in den höchsten Tönen zu loben. Erinnerungen aus längst vergangenen Zeiten und Beobachtungen aus dem Jetzt verbinden sich zu einem großen Ganzen, dessen Wirkung sich der Leser nicht entziehen kann. Mit sprachlicher Eleganz setzt er sich über Tabugrenzen hinweg, nimmt Alltagsthemen aufs Korn und trifft das ein oder andere Mal knapp unter die Gürtellinie. Hochphilosophisch beweist Heinz Rudolf Kunze, dass er nicht nur mit Songtexten die Herzen seiner Fans erobern kann, sondern mit teils heftigen, teils melancholischen, mal traurigen und dann wieder mit durchaus witzigen Passagen ernsten Themen zu Leibe rücken kann. Mit Einzigartigkeit und Wagemut ist es Kunze gelungen, der Literatur eine ordentliche Portion Originalität hinzuzufügen.

Am heutigen Freitag ist Heinz Rudolf Kunze zu Gast im Waschhaus in der Schiffbauergasse. Ab 20 Uhr können die Zuhörer mit ihm auf eine Literaturreise in die Welt des Trubschacher gehen und so erfahren, was es heißt die Welt mit seinen, doch etwas extravaganten, Augen zu sehen. Chantal Willers

Heinz Rudolf Kunze, heute um 20 Uhr, Waschhaus, Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 7 Euro im Vorverkauf, 10 Euro an der Abendkasse.

Chantal Willers

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