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Kultur: Vorsichtige Annäherung

Rock’n’Roll, Punk und Ska: Musikalisches Farbspiel beim Sub’n’Youth Culture Festival auf dem Freiland

Stand:

Es schimmerte überall. Blau, Grün, Gelb, Rot, Lila. Schon bei Tageslicht schien ein wildes Farbspiel zu herrschen. Doch erst in der Dunkelheit kam das Meer bunter Farben zu vollkommener Geltung. Bunt schien jedoch nicht nur das Motto der Dekoration gewesen zu sein. Das Sub’n’Youth Culture Festival ließ am vergangenen Freitag und Samstag das Gelände des Freilands zu einem Ort musikalischer Vielfalt werden.

Ein erster Blick auf die Liste der Bands, die an beiden Abenden auf der Open-Air-Bühne, im Spartacus und im Club Mitte auftreten sollten, konnte indes schon mal irritieren. Postrock und Stonerrock, Rock’n’Roll, Punk und Ska, Rap, Crossover und Metal – das alles sollte unter einen Hut gebracht werden. Genau diesem Ziel hatte sich das Organisations-Team des Sub’n’ Youth Culture Festivals in diesem Jahr verschrieben. Alle Subkulturen Potsdams und der Umgebung auf ein Gelände bekommen, die jungen Menschen zusammenbringen und vielleicht das ein oder andere Vorurteil aus der Welt schaffen, das war das Ziel.

Während am Samstag eher das rockige Publikum auf seine Kosten kam, heizten Künstler der lokalen Hip-Hop-Szene wie das Kollektiv „Käptn Peng und die Tentakel von Delphi“ und „PDM-Caravan“ den Zuhörern am Samstag ein. Alle Angebote waren so getimt, dass jeder alles erleben konnte. Und so sah man einige aus der Rasta-Fraktion, die gerade noch beim Metal ihre Zöpfe schwangen, wenig später beim Hip-Hop die Füße wackeln. Es gab durchaus vorsichtige Begegnungen und ein interessiertes Aneinanderschnuppern. Im Großen und Ganzen blieb aber jeder bei seiner Truppe und bei seinem Musikgeschmack.

Am Nachmittag zeigte sich das Freiland noch ziemlich leer, bestimmten vor allem die Kinder das Bild. Die probierten sich in der Artistik-Ecke aus, während die Crossover-Band „Hungry at Heart“ aus Potsdam mit Metaltönen das Festival mit dem reichhaltigen Programm eröffnete. Beinahe wie in einen Tanzfilm verirrt fühlten sich die Zuschauer des Breakdance Battle, bei dem zuerst die jüngeren Teilnehmer zeigen durften, welche Moves sie beherrschen. Doch konnten sich die Kleinen bei den Großen noch so einige Bewegungen abschauen. Das wilde und doch kontrollierte Herumschleudern von Armen und Beinen zu Hip-Hop-Beats zog auch so manchen Zuschauer von der Open-Air-Bühne an. Und während sich die Jungs und Mädchen körperlichen Höchstleistungen hingaben, konnte gleich nebenan dem kreativen Schaffen von Graffiti-Künstlern zugeschaut werden. Ganz legal wurde die Wand des Spartacus aus kleinen Bildern verschiedener Künstler zu einem großen Ganzen, das sich am Ende wunderschön und geheimnisvoll, aber auch als skurril und undefinierbar zeigte.

Mit der Dunkelheit füllten sich dann die Plätze, überall war Bewegung. Das ganz besondere Konzert im Club Mitte von „Rider’s Connection“ erlebten indes viel zu wenige Zuschauer. Mit der Mischung aus Reggae, Pop und World Music, einem Schlagzeug aus Kuchentöpfen, und einer Metallwanne und einem unglaublichen Gesang begeisterte „Rider’s Connection“. Doch ihr Auftritt war viel zu kurz.

Zwischen den musikalischen Acts gab es Workshops wie „Neonazistrategien in sozialen Netzwerken“ und zahlreiche Infostände verschiedener Potsdamer Vereine und Verbände. Das Asylbewerber-Theaterprojekt „Pinker Schal“ hatte seinen Stand mit zahlreichen pinken Schals überzogen. Doch das Interesse blieb hier wie für die anderen aufklärerischen Angebote eher gering. Die Jugend kam, um zu tanzen. Und obwohl es zunächst nicht so einfach schien, die verschiedenen Musikarten und auch die unterschiedlichen Subkulturen mit einander in Einklang zu bringen, verwandelte sich das Sub’n’Youth Culture Festival zu einem berauschenden Fest, zu einem kulturellen und musikalischen Farbspiel. Chantal Willers

Chantal Willers

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