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Kultur: Wahre Werte

Grita und Moritz Götze mit handverlesener Keramik – jedes Stück ein Unikat – und fröhlich leuchtender Malerei in der Galerie Sperl

Stand:

Computerschrott, Flaschen, Vasen, dazwischen ein Handy und meterweise rote Elektrokabel: die farbenfrohe Bilderwelt von Moritz Götze strotzt vor Zivilisationsmüll. Fröhlich leuchtende Farben und plakative Flächen ironisieren die Welt der Werbung und des schnellen Konsums: die Bilder des Hallenser Malers lassen die Wegwerfgesellschaft vielmals grüßen.

In der Sperl Galerie formen die Leinwände, Drucke, Zeichnungen und Emailschilder Moritz Götzes ein schrilles Panoptikum. Hier defilieren emaillierte Rokoko-Damen mit einem feinen Lächeln über die Wand, hier ertappen wir Adam und Eva beim Sündenfall in flagranti vor den Toren der Stadt und beklagen mit dem Künstler die Irrwege einer Gesellschaft, die immer heftigere Kapriolen schlägt. In der Serie „Peak oel“ prangt die nur scheinbar unverfängliche Rokoko-Rocaille unheilvoll-dekorativ am blauen Firmament. Mit offensichtlichen Anleihen an die Comic-Ästhetik geben sich Dinosaurier und Panzerfahrzeuge in dieser Endzeitvision unseres Planeten ein bizarres Stelldichein. Wie auch immer man Moritz Götzes Bilder für sich bewertet: sie haben etwas Vereinnahmendes, Herausforderndes. Sie provozieren eine Auseinandersetzung. Der gelernte Maler und Graphiker versteht sich darauf, prägnante Botschaften auszusenden. Die Kunst, die er macht, spricht eine deutliche Sprache. Hier werden Inhalte verhandelt und Visionen erzeugt. Immer wieder zeigt sich Moritz Götze in seinen Bildern auch selbst: als Maler und als Suchender inmitten einer kommunikationsgeilen und doch sprachlos gewordenen Welt.

Seine Malerei arbeitet mit klaren Farbflächen, markanten Konturen und immer wieder auch mit der Einbindung von Schrift. In ihrem werbenden Charakter und in ihrer Signalwirkung bekennt sich seine Kunst zur Ästhetik der Pop-Art und zur Schildermalerei. Von daher ist es nur konsequent, dass Götze seine Bilder mittlerweile auch auf gestanzte Bleche malt und emailliert. In der Technik des Emaillierens scheint sich die charakteristische Bildästhetik des Malers noch eindringlicher zu verdichten.

Gleichzeitig sind diese Emaillearbeiten extrem dekorativ, anders dekorativ freilich als die bezaubernde Keramik seiner Frau Grita Götze, die in der Ausstellung mit Stücken von ausgesuchter Schönheit zu bestaunen ist. Wo das Auge hinsieht, ranken sich Kirschen, Johannisbeeren und Limetten über Teller und Schalen, klettern Hagebutten, Wicken und Zinnien an elegant geschwungenen Gefäßen empor, ziehen Schmetterlinge und Teichhühner gemächlich ihren Weg.

Jedes Stück ist ein Unikat und mit großer Erzählfreudigkeit und Liebe zum Detail gestaltet. Grita Götze hat seinerzeit nach einer Töpferlehre an der Hochschule für Industrielle Formgestaltung, Burg Giebichenstein in Halle bei Gertraud Möhwald und bei Heidi Manthey studiert. Ihre handwerkliche Virtuosität und präzise Malerei lassen Grita Götze gestalterisch viele Register ziehen. Als durchgehendes Merkmal bleibt sie dabei einer überaus naturalistischen Auffassung verpflichtet. Ihre handverlesene Keramik ist wie ein Loblied auf die Schönheit der Natur.

Thematisch spielt Grita Götze damit in einer ganz anderen Liga als ihr Mann. Vielleicht sehen wir in dieser Zusammenschau aber auch einfach zwei Seiten ein und derselben Medaille. Zusammen betrachtet ergeben sie ein geschlossenes Bild von dem Spektrum, dem sich Götze und Götze in ihrer Gemeinschaftsausstellung unter dem Motto „Wahre Werte“ stellen.

Keramik mit Grita Götze und Malerei von Moritz Götze bis 20.Juli in der Sperl Galerie, Mittelstr. 30. Mi-So 12-18 Uhr.

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