Kultur: Warum ich Thomas Glavinic lese 20 Lesungen
im 20. Jahr
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Aus Anlass seines 20-jährigen Literaturladen-Jubiläums lässt Carsten Wist in den kommenden vier Wochen neben bekannten Schriftstellern auch Freunde und Angestellte lesen. Die PNN fragen, warum sie sich ausgerechnet für einen bestimmten Autoren entschieden haben. Am heutigen Freitag, 19 Uhr, liest René Schwittay im Literaturladen aus dem Roman „Das Leben der Wünsche“ von Thomas Glavinic. Der Eintritt ist frei.
„Thomas Glavinic stellt seinem Roman Das Leben der Wünsche ein Zitat von Roberto Bolano voran: „Ich nehme an, ich will sagen, dass Kafka begriff, dass Reisen, Sexualität und Bücher Wege sind, die nirgendwohin führen, auf die man sich aber dennoch begeben muss, um sich zu verirren und wieder zu finden oder um etwas zu finden, was auch immer, ein Buch, eine Geste, einen verlorenen Gegenstand, irgendetwas, vielleicht eine Methode, mit etwas Glück: das Neue, das, was immer schon da war.“
Die Suche nach dem Sinn des Lebens, nach einem anderen, besseren Leben treibt die Hauptfigur in Glavinics Roman an. Dieser Jedermann möchte wissen, was das Leben im Innersten zusammenhält und bekommt dazu die Möglichkeit, als ihm ein zweifelhafter Mann offeriert, er habe drei Wünsche frei. Aber da wir uns nicht in einem Märchen befinden gehen nicht nur die Wünsche nach z.B. der Märchenprinzessin in Erfüllung, sondern auch die tiefsten und abgründigsten Wünsche. Das, was in uns schlummert, das Unbewusste ist es, das uns steuert.
Warum aber lese ich nun Glavinic? Weil auch ich wissen will, wie das Leben so funktioniert; weil ich auch eine Sehnsucht habe, die über ein normal bürgerliches Leben hinausreicht, weil ich mich mit der Antwort „Das ist halt so!“ nicht zufrieden geben möchte. Und ich dennoch auch ein Jedermann bin, der seinen Trott lebt, morgens und abends zur Probe geht, seine Vorstellung spielt und sich wünscht, dass es irgendjemanden interessiert, also das Leben eine Bedeutung hat, die über einen selbst hinausgeht. Von diesem und noch viel mehr schreibt Thomas Glavinic und deshalb lese ich ihn!“
René Schwittay ist Schauspieler am Hans Otto Theater und Bücherliebhaber
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