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Junge Kunst in der Galerie am Jägertor: Was beim Kreativspiel abfällt

Junge Künstler bespielen die Galerie am Jägertor - einen ganzen Monat lang.

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Es ist der Versuch einer jungen Künstlergruppe, die Subkultur wieder in die Innenstadt zu holen – und damit deren schrittweisem Verschwinden etwas entgegenzusetzen. Im letzten Sommer hatte Phillip Langer eine Ausstellung in der Galerie am Jägertor und freundete sich mit der Galeristin Kornelia Tappe an – so entstand das Angebot, den Raum für einen Monat selbst zu bespielen. „Wir wollen hier einen Entwicklungsraum, in dem sich unterschiedliche Leute treffen. Wir wollen da in eine Austauschebene hinein“, sagt Tappe.

Ab Freitag, den 24. Januar, öffnet die Produzentengalerie unter der Anleitung junger Künstler, die sich bisher im Laboratorium im Freiland versucht haben. Eine Symbiose von Subkultur und Stammpublikum in der Galerie am Jägertor ist dabei durchaus gewollt: Die Gruppe will ein Spannungsfeld erzeugen, von dem alle profitieren. „Wie kann man so einen Galeriecharakter durchbrechen?", fragt Langer. Außenstehenden soll der Schritt in die Galerie erleichtert werden, niemand gleich in ein Verkaufsgespräch verwickelt werden. „Wir wollen ja keinen neuen Kunstmarkt etablieren.“ Das Ganze sei letztlich ein Atelier und kein Geschäftsmodell. Kurz gesagt: „Eigentlich ist immer auf. Wenn jemand da ist, kann man einfach hereinkommen“, sagt Bianca Baalhorn. Aber das Klientel, das normalerweise in die Galerie am Jägertor kommt, ist ein ganz anderes als das, was die Künstler bisher im Freiland hatten. Die Grenzen zwischen der etablierten Kunstszene in der Innenstadt und dem aufstrebenden Nachwuchs können so eingerissen werden.

Der Monat, der der Gruppe zur Verfügung steht, ist deshalb alles andere als bis ins kleinste Detail ausgeplant. Es gibt nur ein paar Randdaten, die Neugierige und Mitmachwillige anlocken sollen: Die Filmdienstage etwa, eine Art Kinotag: Es gibt Kurz- oder Langspielfilme, vorwiegend von Studenten der HFF. „Aber alle, die eigene Filme machen, können gern hier vorbeikommen.“ Auch die Stummfilmreihe „Das Laboratorium“, die vom Künstlerkollektiv im Freiland produziert wurde und vor gut zwei Jahren schon im Filmmuseum lief, soll wieder zu sehen sein. Daneben wird es öffentliche Kunstkurse geben, unter anderem im Aktzeichnen. Freitags eröffnet jeweils eine Ausstellung, was dort gezeigt wird, ist noch offen. Samstags können sich Bands und Musiker austoben.

„Wir wollen mit der Gruppe etwas entwickeln, was irgendwie mit Ausstellungen zu tun hat“, sagt Baalhorn. „Und natürlich sind wir neugierig, was andere für Ideen haben.“ Wenn alles läuft, wie die Künstlergruppe sich das vorstellt, entstehe hier ein großer Kreativpool. Was für die Vernissagen an den Freitagen geplant ist, entscheide sich frühestens am Mittwoch. „Wir toben uns die Woche aus, spielen sozusagen ein Kreativspiel und schauen, was dabei abfällt“, sagt Heiko Wennes. Jeder soll sich einbringen, statt eines Castings wollen die Initiatoren ein ehrliches Miteinander, so Langer. „Auf jeden Fall passiert hier jeden Tag irgendwas.“ Oliver Dietrich

Ab Freitag, dem 24. Januar, bis Sonntag, dem 23. Februar, Kurse, Ausstellungen, Filme, Konzerte und vieles mehr täglich in der Galerie am Jägertor, Lindenstraße 64. Der Eintritt ist frei, Infos unter: facebook.com/prodgalerie

Oliver Dietrich

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