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Kultur: Was die Kunst damit zu tun hat
Bei „WhatsArt“ können Jugendliche eine Woche lang der eigenen Kreativität nachlauschen
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Die Theater haben Pausen, die Kultur hat, so scheint es, der Stadt derzeit den Rücken gekehrt. Das kann man beklagen – oder als Chance begreifen, endlich mal selbst kreativ zu werden. An der Schiffbauergasse haben sich „fabrik“, T-Werk und Waschhaus zusammengeschlossen und unter dem Titel „WhatsArt“ erstmals ein gemeinsames Kunst-Workshop-Programm für Jugendliche zusammengestellt. Vom 11. bis zum 15. August wollen sie in insgesamt neun Workshops spielerisches Erkunden mit künstlerischem Anspruch verbinden – die besten Arbeiten entstehen ja ohnehin durch Ausprobieren, Umdenken, ganz gleich ob sich das Ergebnis dann in Tanz, Musik oder Schauspiel ausformt.
In ihren Theaterworkshops lässt Janina Sasse jeden Jugendlichen ersteinmal eine Geschichte erzählen – nicht irgendeine, sondern eine eigene. Die muss niemand vorher im Kopf fertig ausgefeilt haben, manche entstehen vielleicht erst beim Erzählen in der Gruppe. Und egal ob lustig, alltäglich oder tragisch, ein bisschen auf den Kopf gestellt werden sie immer. So lange, bis sich aus all den individuellen Geschichten und ein paar Bühnentricks ein gemeinsames Stück Theater formt.
Nicht jeder ist aber ein geborener Geschichtenerzähler – schon gar nicht auf der Bühne. Sowohl das T-Werk als auch die „fabrik“ bieten je einen Workshop für Zuhörer an. Hanna Weißgerber und Wolfgang Blütchen lassen ihre Teilnehmer im T-Werk einen Soundwalk basteln. Klänge suchen, aufzeichnen, eigene Töne und selbst eingesprochene Texte werden zu einer Art Audioguide über die Schiffbauergasse. Da können unten am „fabrik“-Garten die Wellen des Tiefen Sees plätschern oder vorne an der Reithalle die Straßenbahn vorbeirattern – das Hörspiel, das der Kurs aufzeichnet, soll zum Kinofilm für die Ohren werden. Abgehört wird er hinterher über Smartphones oder Mp3-Player.
Auch in der „fabrik“ soll mit dem Klang der Stadt gearbeitet werden. Manche Geräusche werden durch sie verstärkt, andere vielleicht zwischen den Hauswänden verschluckt. Das Team der „Asphalt Piloten“ arbeitet mit seiner Gruppe an einer Geräusch-Performance, die die Stadt einerseits hörbar machen will - sie andererseits aber auch als Instrument selbst benutzt: Die Lautsprecher etwa werden aus Abfall selbst gebaut.
Es geht aber auch klassischer – aber erst ab 16 Jahren: Lars Neugebauer vom Waschhaus will seiner Gruppe in den vier Tagen die Grundbegriffe des Schlagzeugspielens näherbringen – und das natürlich mit vollem Körpereinsatz. Bloße Hände und Füße kommen dabei ebenso zum Einsatz wie Stöcke und Drumsticks.
Ein bisschen Rhythmus-Gefühl kann auch im Hip-Hop-Kurs von U-Gin Boateng nicht schaden. Der Choreograf war 2011 schon mit seinen „Othello-Skizzen“ im „nachtboulevard“ des Hans Otto Theaters, immer wieder arbeitete er auch mit der Oxymoron-Company des Waschhaus zusammen. Im Studiohaus der „fabrik“wird er den ab 14-Jährigen zeigen, was Tanz heute alles sein kann. Neben Hip-Hop und Streetdance hat er auch Krump im Repertoire – eine spezielle, extrem energiegeladene Form des Straßentanzes. Wer Heddy Maalems Stück bei den Potsdamer Tanztagen gesehen hat, weiß, wie gut das aussehen kann.
Völlig frei können sich Tanzwütige auch bei Christine Joy Alpuerto Ritter entfalten, die, ebenfalls im Studiohaus, zeitgenössisch improvisieren lässt. „Wenn die Kinder sehr jung sind, gehe ich eher spielerisch heran, da achte ich darauf, wie groß die Aufmerksamkeitsspanne ist“, sagt sie. Trotzdem hat sie den Anspruch, dass die ab 14-Jährigen bei ihr ein paar Grundelemente des zeitgenössischen Tanzes – der oft mit elektronischer Musik unterlegt wird – und des Hip-Hop lernen. „Wem es Spaß macht, der kann dann darauf aufbauen.“ Klar, sagt sie, gerade Jugendlichen sei das Tanzen manchmal peinlich, das sei ihr aber früher nicht anders gegangen – ausprobieren sollte man es trotzdem, findet sie.
Wer den eigenen Körper dennoch nicht verformen mag, der kann sich an Ton, an Gips oder an Styropor vergreifen. Astrid Hohorst, die gerade eine eigene Ausstellung im Kunstraum des Waschaus hat, vermittelt eben dort die notwendigen Techniken, die jeder Bildhauer braucht. Ihr Kurs ist für Kinder ab 12 Jahren geeignet.
Alle älteren Schönwetter-Künstler haben leider das Nachsehen – „bei der Entwicklung des Projekts haben wir uns schon bewusst auf die 12- bis 16-Jährigen beschränkt, weil es ja ein Ferienangebot sein soll“, sagt Steven Kierek, der die „WhatsArt“-Workshops für das T-Werk koordiniert. Es stimmt, alle drei Spielstätten haben ein im Schnitt etwas älteres Publikum – das aber kann erst am 15. August zur großen Präsentation aller Workshop-Ergebnisse kommen und staunen.
Alle „WhatsArt“-Workshops finden vom 11. bis 15 August täglich zwsichen 11 und 17 Uhr statt, die Gebühr pro Kurs beträgt 50 Euro, ein tägliches Mittagessen ist inklusive
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