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Kultur: Was Kindern heute wichtig ist Premiere von „Alles oder nichts“ im HOT
Was etwas bedeutet, das unterscheidet sich von Person zu Person - und erst recht von Generation zu Generation. „Ich finde meine Generation ein Stück weit lustig“, sagt Spielleiterin Clara Liepsch, die die Proben des Jugendclubs des Hans Otto Theaters (HOT) zum neuen Stück „Alles oder nichts“ leitet, das am Mittwoch Premiere hat.
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Was etwas bedeutet, das unterscheidet sich von Person zu Person - und erst recht von Generation zu Generation. „Ich finde meine Generation ein Stück weit lustig“, sagt Spielleiterin Clara Liepsch, die die Proben des Jugendclubs des Hans Otto Theaters (HOT) zum neuen Stück „Alles oder nichts“ leitet, das am Mittwoch Premiere hat. „Es ist so viel passiert, alles ist schon da – und trotzdem kann sie nicht glücklich sein.“ Als sie sich im Bewerbungsgespräch um ein Freiwilliges Soziales Jahr am HOT vorstellte, war die Voraussetzung, eigenverantwortlich ein Stück zu entwickeln. „Da war mir klar: Hier will ich hin!“, so Clara Liepsch.
Sich mit dem Thema Bedeutung zu beschäftigen ist ihr nicht fremd. Bereits in ihrer Heimatstadt Weimar führte die 19-Jährige Regie bei dem Stück „Mir wird schon schlecht, wenn ich die Post hole“ – eine Parabel auf die Leistungsgesellschaft. In den vergangenen sechs Monaten hatte sie Zeit für die Inszenierung von „Alles oder nichts“, in der elf Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren spielend von den Momenten erzählen, die ihnen etwas bedeuten.
„Das ist kein lineares Stück, eher eine Collage“, sagt Clara Liepsch. Die Idee war, weg von der gegenständlichen Bedeutung hin zu Momentaufnahmen zu kommen, in denen die individuelle Bedeutung klar wird. Dafür eignen sich feste Strukturen weniger: „Das Stück dient nicht dazu, einer dramatischen Kurve zu folgen. Wir zeigen Szenen, und der Zuschauer muss selbst mitdenken und hinterfragen.“ Der Entstehungsprozess ist deshalb noch nicht abgeschlossen, bis zur letzten Probe gebe es noch Potenzial für Veränderungen. Die Schauspieler mussten kleine Aufgaben zum Thema Bedeutung in den Proben zusammentragen – Schritt für Schritt habe sich das Stück so entwickelt: Die Jugendlichen machen dabei eine innere Reise, in der sie viel von sich selbst preisgeben – und der Zuschauer macht diese Reise mit.
Zuerst habe man sich gefragt, was den jungen Menschen eigentlich wichtig sei. „Kennen die noch Bedeutungen? Das Thema ist alles und nichts, und das versuchen wir zu definieren“, sagt Marylou Toll, die gemeinsam mit Clara Liepsch den Text entwickelte. „Wir sprechen ja nicht nur über Bedeutung, wir erleben sie – indem man einer Sache unbewusst Aufmerksamkeit schenkt“, so Clara Liepsch. Genauso bekam auch das Stück für sie eine Bedeutung.Oliver Dietrich
Premiere von „Alles oder nichts“ am Mittwoch, 2. April, um 19.30 Uhr in der Reithalle, nächste Vorstellungen am 6. und 8. April, jeweils 18 Uhr
Oliver Dietrich
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