Kultur: Wasserspiele
„Potsdamer Hofkonzert“ im Schlosstheater
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Vergesst mir meine Flöte nicht. Friedrich Zwo kann beruhigt sein. Bei der sich neigenden „Potsdamer Hofkonzerte“-Saison kam sein geliebtes Instrument im Schlosstheater zum Klingen. Nicht als Traverso, sondern als moderne Querflöte. Geblasen hat sie Andrea Lieberknecht, Soloflötistin im WDR-Sinfonieorchester. Zur Begleitung ihrer vorzüglichen Spielkunst hat sie die Harfenistin Birgit Bachhuber gebeten – ein klanglich und optisch reizvolles Duo, das im friderizianischen Ambiente den nicht minder aparten Klängen von Barock bis Moderne zu inniger Wirkung verhalf. Dabei spürten sie entsprechend des Kulturthemenjahres der „Faszination Wasser“ nach, erkoren sich „Das Meer im Winter und Frühling“ als vielbietendem und attraktivem Wellnessbereich.
Manche Bearbeitungen sind darunter, wobei die Harfe den ursprünglichen Part von Cembalo/ Klavier übernommen hat. Sozusagen noch vom trockenen Ufer aus nimmt mit Bachs g-Moll-Flötensonate BWV 1020 der salz- bzw. süßwassernahe Ausflug seinen Anfang. Weich und intonationssicher, mit schier unendlichem, gleichmäßig strömenden Atem setzt die Flöte zu ihren galanten Höhenflügen in den brillant musizierten Ecksätzen an, singt sich im Adagio voller Legatoinnigkeit aus. Was für ein Pianissimo voller Schönheit und Tragfähigkeit! Dann der Sprung ins tiefe Wasser, in fernöstliche Klangwelten. Damit man in ihnen nicht untergehe, gibt Andrea Lieberknecht dem Publikum „Höranweisungen“ in Sachen japanischer Musik. Unbeständigkeit und Flüchtigkeit, der Augenblick („Nur das Jetzt ist wichtig“) und die Pause seien die höchst erstrebenswerten Dinge, erläutert die Flötistin. Und auch: „Schalten Sie ihr analytisches Gehör aus, genießen sie den Moment.“
Was das Publikum auch beherzigt und dem Folksong „Haru no umi“ (Das Meer im Frühling) von Michio Miyagi (1894-1956) als einer meditativen Stimmungsmalerei in Pastell und Tusche andächtig lauscht. Und auch die dunkel getönte Piece „Towards the sea“ von Toru Takemitsu (1930-1996) gefällt ihm sehr. Introvertiertes wechselt mit Aufgeregtem, wobei die Flatterzunge der Flöte viel zu dieser Kontrastwirkung beiträgt. Durchdringend und klar geformt klingt das Rohr in Maurice Ravels „Pièce en forme de Habanera“, von der Harfe mit kräftig gezupften Kapriolen unterstützt. Spritzig, kapriziös und tänzerisch beschwingt tanzt der ursprünglich für Gitarre gesetzte „Entr“acte“ von Jacques Ibert (1890-1962) vorüber.
Vergnüglich geht es auch in „La flute de Pan“ von Jules Mouquet (1867-1946) zu, wobei der Hirtengott mit Schäfern einen virtuosen Disput führt, während es beim Vögeltreffen viel Flötentirilierendes auf elegischem Harfenteppich zu erleben gibt. Wie von Claude Debussy vorgesehen, bläst Andrea Lieberknecht dessen empfindungstiefes Solo „Syrinx“ un-sichtbar aus der Seitengasse heraus. Für ihr Harfensolo „Deux Arabesques“ aus impressionistischer Meisterhand bleibt Birgit Bachhuber instrumentenbedingt auf dem Podium, wo sie mit zartgliedrigem Zupfen begeistert. Gleich den griechischen Quellnymphen erzählen beide in „Najades“ von William Alwyn (1905-1985) von plätschernden Quellen, tosendem Gebirgsbach, Stromschnellengefahren Still ruht der See – und zwar abschließend in Gabriel Faurés zweiteiligem „Fantaisie“-Kurzweiler. Beifallsbelohnt und trockenen Fußes ist schließlich das Ufer wieder erreicht.Peter Buske
Peter Buske
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