
© promo/Marie Chatard
Kultur: Weibliches Sprachrohr der Gesellschaft
Female Hip-Hop mit BadKat und Yansn im Kuze
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Vieles, was mit dem ursprünglichen Hip-Hop der 70er-Jahre passiert ist, kann den Erfindern einfach nicht recht sein: Eine Menge Ideale, die in Zuge des revolutionär geprägten Aufbegehrens junger Menschen in afroamerikanischen Ghettos entstanden, sind im Laufe der Dekaden verpufft. Damit hat Hip-Hop das Schicksal ereilt, das guter und zugleich kommerziell erfolgreicher Musik einfach nicht erspart bleibt: die Ankunft im Mainstream.
Und was für seltsame Blüten dieser Mainstream trieb: Nicht auszudenken wie sie reagierten, hielte man den damals Beteiligten diese selbst ernannten Atzen vor Augen, die heute auf dicke Hose machen und ihre Kreativität in billigen Stereotypen verpulvern. Sex sells – aber anscheinend auch Sexismus. Und das führt eben manchmal so weit, dass die Maskulinisierung – einer der Ableger des Hip-Hops – allzu oft als Schublade einer ganzen Musikrichtung zweckentfremdet wird. Immerhin ist es nicht abzustreiten, dass Hip-Hop eine Männerdomäne geworden ist.
Ganz Hip-Hop-Land in Männerhand? Nein, so einfach ist es nicht. Sogenannte Female Rapper, also rappende Frauen, sind längst dabei, sich das Terrain zurückzuerobern. Und dass Female Rap den Vergleich mit den männlichen Kollegen nicht zu scheuen braucht, davon kann man sich am Montag im studentischen Kulturzentrum Kuze überzeugen. Mit BadKat und Yansn stehen zwei MCs auf der Bühne, die dem Berliner Female Hip-Hop entwachsen sind.
BadKat ist eine MC, die schon seit einiger Zeit in der Berliner Hip-Hop-Szene unterwegs ist – ursprünglich aber aus den Vereinigten Staaten stammt und somit auch den amerikanischen Sound auf die andere Seite des Teiches gerettet hat: ein jazziger, entspannter Grundton, der sie schon ins Vorprogramm von De La Soul beförderte und der durch ihre enorme Bühnenpräsenz unterstrichen wird. Begonnen hat BadKat, die eigentlich aus Florida stammt, bereits 1994 in North Carolina, 2006 zog es sie nach Berlin, wo sie zum Kollektiv „Springstoff“ kam, das die Berliner Rapperin Sookee mit aufbaute. In der Hauptstadt gilt BadKat mittlerweile als eine der Protagonistinnen der weiblichen Hip-Hop-Szene, regelmäßig ist sie auf Jams und Konzerten zu sehen.
Aber es geht ihr nicht um die Musik an sich: Mit intelligenten Texten nutzt sie ihre Präsenz, um ein Sprachrohr der Gesellschaft zu sein, was sie nicht nur europaweit bekannt machte, sondern ihr mittlerweile einen globalen Ruf einbrachte. Und genau darum ging es ihr von Anfang an: auch provokante politische Themen aufzugreifen. Dass sie dazu einen queerfeministischen Duktus benutzt, ist beabsichtigt – schließlich richte sich ihr Inhalt ganz bewusst an ein männlich-privilegiertes Publikum, wie sie in einem Interview mit dem MOG-Magazin sagte. Und natürlich geht es ihr um Verantwortung: gerade auch für das Publikum.
Unterstützung für BadKat gibt es am Montag von der 16-jährigen Kreuzberger Rapperin Yanna Yansn, die ebenfalls aus dem Kollektiv „Springstoff“ stammt und in den letzten Monaten besonders auf Anti-Gentrifizierungs-Veranstaltungen zu sehen war. Oliver Dietrich
Yansn und BadKat spielen am Montag, 7. Juli, im Kuze, Hermann-Elflein-Straße 10. Los geht es um 20 Uhr, der Eintritt ist frei.
Oliver Dietrich
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