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In Variationen: Weihnachten mit Axel Gundrum (oben) und Uwe Müller-Fabian.

© Galerie Neues Palais

Von Richard Rabensaat: Weihnachtsmänner in Variationen

Die Galerie am Neuen Palais zeigt Weihnachts- und andere Bilder

Stand:

Wenn es schnell gehen soll, schwingt sich der Weihnachtsmann aufs Motorrad und rast durch die verschneite Landschaft. „Chrismas now“ hat Uwe Müller-Fabian sein Bild im Herbstsalon der Galerie am Neuen Palais genannt. „Es weihnachtet sehr“ steht als Titel etwas verfrüht über der Ausstellung. Die versammelten 20 Künstler zeigen ein Panorama möglicher Interpretationen der christlichen Symbolfigur und des Festes. Von der stillen Besinnlichkeit brennender Kerzen, die Rolf-Dieter Siedersleben ins Bild setzt, über eine verschneite Ruinenlandschaft von Bernd Baumgart bis hin zum multikulturell deklinierten Antlitz kirchlicher Würdenträger reicht der Bogen.

Mehrheitlich humorvoll interpretieren die Künstler das Thema. Aber es gibt auch kritische Töne. Mit dem Bild „Stille Nacht, oder: Maria und Josef ohne Aufenthaltserlaubnis“, auf dem das heilige Paar von Rechtsradikalen und verbohrten Beamten bedrängt wird, intoniert Fabian soziale Missstände. Auch Rolf-Dieter Siedersleben vermag das Fest nicht so recht in Feierstimmung zu versetzten. An Wolfgang Schäuble schickt er ein verschnürtes Paket, aus dem „Weihnachtsgeld“ in großen Scheinen hervorquillt. Die Aussage bleibt ein wenig nebulös, möglicherweise ein Bestechungsversuch?

Dass Weihnachten auch eine eher beiläufige Angelegenheit sein kann, behauptet Axel Gundrum mit seinem Bild „beinahe wieder Weihnachten vergessen“. Eine etwas verquollen aussehende Punkerin nimmt die Feiertage nicht so wichtig, trägt aber immerhin Christbaumkugeln im Miniaturformat als Ohrringe. Wie die frohe Botschaft politisch korrekt formuliert werden könnte, versucht Barbara Krückemeyer herauszufinden. Sie variiert in ihren Masken mit den Titeln: New York, Rom und Paris nicht nur die Gesichtsausdrücke von Papst und Bischof, sondern auch die Hautfarbe. Verschmitzt lächelt dem Betrachter ein dunkelhäutiger Weihnachtsmann aus New York entgegen. Wie das pralle Leben drängt sich dagegen bei Andreas Schiller barbusig eine Weihnachtsfrau ins Bild. Weibliche Reize begeistern allem Anschein nach auch Bernd Baumgart, der seiner freizügig gemalten Protagonistin neckisch einen rotnasigen Anhänger mit dem Gesicht des Geschenkebringers ans Ohr heftet. Auch bei Rosmarie Wehnert transportiert der Rauschebart nicht nur Geschenke, sondern auch eine dralle, anscheinend gewerbliche Dame.

Das Bild des Mannes mit wallendem weißen Bart, gütigem Lächeln und roter Robe ist vermutlich erst rund 150 Jahre alt und hat möglicherweise deutsche Wurzeln. Nicht zuletzt die viel ältere Traditionsfigur des Nikolaus stand Pate für den Weihnachtsmann, eine Beschreibung des Weihnachtsmannes taucht1821 in einem Gedicht auf. 1863 zeichnete dann der aus Landau stammende, amerikanische Cartoonist Thomas Nast eine Figur, deren Gestaltung dem heutigen Santa Claus entspricht. Aber erst als Haddon Sundblom 1931 die ältere Zeichnung für eine Kampagne von Coca Cola aufgriff, fand die Klischeefigur weltweite Verbreitung.

Dass der Weihnachtsmann weniger himmlischer Herkunft, sondern zumeist nur ein bezahlter Billiglöhner ist, lässt die Zeichnung von Bernd Spriewald vermuten. Der bebrillte Mützenträger geht auf dem kleinformatigen Bild ganz menschlichen Bedürfnissen nach, zeichnet dabei einen Osterhasen und bricht so mit dem allerorts transportierten Klischee.

Galerie am Neuen Palais, Herbstsalon 2010 „Es weihnachtet sehr“ bis 12. Dezember, geöffnet von Freitag bis Sonntag 13 bis 18 Uhr

Richard Rabensaat

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