zum Hauptinhalt

Kultur: Weltreise im Säulenhof

Die Soiree für die Musikfestspiele

Stand:

Irritationen sind garantiert, wenn man das Motto der am Freitag beginnenden Potsdamer Musikfestspiele zu eng fasst. Auf „Haydns Welt“ sind die zahlreichen Konzerte, Führungen, Lesungen und Opern ausgerichtet, die bis Ende Juni in Potsdams Schlössern und Parks zu erleben sind. Am Freitag bedankte sich der Förderverein der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci mit einer Festspiel-Soiree bei seinen Fördern und Unterstützern. Vom großen Komponisten Joseph Haydn, dessen Tod sich 2009 zum 200. Mal jährte, war viel die Rede an diesem Abend. Auch im kleinen, aber erlesenen Musikprogramm sollte Haydn zu hören sein. Doch schon folgte eine Irritation.

Mit dem Finnen Markus Kuikka hatte man einen der wenigen Musiker gewinnen können, der das Spiel auf dem Baryton beherrscht. Dieses von Haydn hochgeschätzte Streich- und gleichzeitig Zupfinstrument, für das er über 170 Kompositionen geschrieben hat, war im Hochbarock und der Frühklassik äußerst beliebt, geriet dann aber schnell in Vergessenheit. Vielleicht eine Hand voll Musiker in Europa beherrscht heute wieder das schwierige Instrument auf Meisterniveau. Doch was Kuikka zur Einstimmung spielte, war nicht Haydn, der später noch folgte, sondern das Preludio und Larghetto aus Karl-Friedrich Abels Sonate für Viola da Gamba in d-Moll.

Carsten Hinrichs, verantwortlicher Dramaturg der diesjährigen Musikfestspiele, sorgte in seiner Einführung zum Festspielprogramm schnell für Aufklärung. Gambenkompositionen wie die von Abel seien nicht ohne Einfluss auf das Schaffen von Haydn gewesen. Und der Einfluss von Haydn selbst, der immer noch als der Unbekannteste im Dreigestirn Mozart, Haydn und Beethoven gilt, reiche bis in das Heute, so Hinrichs. Entsprechend sei auch das Programm von „Haydns Welt“ zu lesen: Musik von Komponisten vor und nach Haydns Zeit. Eine Auswahl, die in ihrer Vielfalt und Farbigkeit wie in den Vorjahren wieder außerordentliche Akzente zu setzen verspricht.

Dass die Musikfestspiele nicht nur musikalische Akzente setzen, zeigte der Ort, an dem die Soiree stattfand. Im sanierten Säulenhof der Orangerie in Sanssouci war man zusammengekommen. Andrea Palent, künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin der Musikfestspiele, bedankte sich bei Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung, für die Zusammenarbeit, die zahlreiche Impulse für beide Seiten liefere. Dorgerloh gab den Dank gern zurück und verwies auf den Säulenhof. Dank der Unterstützung durch die Musikfestspiele – je ein Euro pro Eintrittskarte geht an die Schlösserstiftung – sei das Bauvorhaben erst möglich gewesen. Mit 25 000 Euro haben die Musikfestspiele zum Erhalt dieses Baudenkmals beigetragen. Dirk Becker

Dirk Becker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })