zum Hauptinhalt

Kultur: Wenn der Großvater ein Nazi war

Wie geht es jemandem, dessen Großmutter ein Konzentrationslager überlebt hat? Wie jemandem, dessen Großvater bei der SS war?

Stand:

Wie geht es jemandem, dessen Großmutter ein Konzentrationslager überlebt hat? Wie jemandem, dessen Großvater bei der SS war? Wie geht man als Nachfahre von Opfern oder Tätern mit dem Erbe um? Am kommenden Wochenende jährt sich zum 65. Mal die Befreiung Deutschlands vom Faschismus. Das Thalia stellte sich aus diesem Anlass die Frage, wie die nationalsozialistische Vergangenheit in den Familien nachwirkt.

In Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und der Potsdamer Ethnologin Jeanette Toussaint lädt das Filmtheater zu einer Filmreihe ein, die Antworten geben will. Dazu gibt es am kommenden Samstag und Sonntag Diskussionsrunden mit Betroffenen und Experten. Der Eintritt für das gesamte Angebot ist frei.

Der Samstag startet um 17 Uhr mit der Einführung in „Jud Süß“ durch den Filmwissenschaftler Prof. Frank Stern, bevor eine halbe Stunde später dieser Propagandaschinken von 1940 in der Regie Veit Harlans zu sehen ist. Dieser von den Nazis in Auftrag gegebene antisemitische Spielfilm sollte die Zuschauer auf die Judenverfolgung einschwören. Um 19.30 Uhr läuft „Harlan – Im Schatten von Jud Süß“. Dokumentarfilmer Felix Moeller hat die Neffen und Nichten, Kinder und Enkelkinder des NS-Regisseurs getroffen und zeigt, wie unterschiedlich die einzelnen Familienmitglieder mit dem Erbe der Nazizeit umgehen. Es schließt sich eine Diskussionsrunde mit Publizistin Jessica Jacoby sowie mit den Regisseuren Felix Moeller und Christian Schneider an. Die Moderation übernimmt Prof. Frank Stern.

Am Sonntag ist um 13.30 Uhr der Film „Menachem & Fred“ zu sehen. Er erzählt die außergewöhnliche Geschichte der Wiederbegegnung jüdischer Brüder deutscher Herkunft, die den Holocaust in einem französischen Waisenhaus überlebten und deren Wege sich nach dem Krieg trennten. „Was bleibt“ , zu sehen um15.15 Uhr, ist der erste Dokumentarfilm, der die familieninterne Auseinandersetzung mit dem Holocaust sowohl auf der Seite der Täter, sowie der Opfer beleuchtet. Der Film spiegelt fast 70 Jahre deutscher Geschichte wider und stellt zwei Familien vor, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Er zeigt eindringlich, dass die Vergangenheit stets präsent und immer ein Teil der Gegenwart sein wird. Darüber diskutieren um 16. 15 Uhr die Regisseurin Birthe Templin, die Ethnologin Jeanette Toussaint und der Pfarrer Matthias Uhlig. Es moderiert Filmkritiker Knut Elstermann. Der Abend klingt um 18.15 Uhr mit der Aufführung von „Das weisse Band – Eine deutsche Kindergeschichte“ aus.

Da eine Aufführung von „Jud Süß“ nicht unkommentiert stattfinden darf, ist ist ein Zutritt für diese Vorstellung am Samstag nur möglich, wenn man zuvor die Einführung durch Prof. Frank Stern gehört hat. kip

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })