Kultur: Wenn die Stimme nicht mehr reicht
Volker Wieprecht und Robert Skuppin machen mit „Das schöne Buch“ Werbung in eigener Moderatorensache
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Volker Wieprecht und Robert Skuppin machen mit „Das schöne Buch“ Werbung in eigener Moderatorensache Von Dirk Becker Es ist die Zeit der omnipräsenten Radiomoderatoren. Allein nur Stimme zu sein, das reicht schon lange nicht mehr. Die Rundfunkstationen haben das prestigeträchtige Gesicht entdeckt und lassen ihre Besten mit entschlossenen Mienen oder aufreizender Haltung auf den Plakatwänden der Region für sich werben. Doch auch die Moderatoren selbst wollen zeigen, dass sie mehr können als nur zu quasseln. Jürgen Karney, das personifizierte BB-Radio, hat sich wieder dem Fernsehen zu gewandt. Tommy Wosch, Enfant terrible des Jugendsenders Fritz, tourt erfolgreich als enthüllende „Medienhure“ über die Bühnen dieses Landes. Die recht bekannten und auch beliebten Radio Eins-Moderatoren Volker Wieprecht und Robert Skuppin haben sich nun in diesen illustren Reigen eingehackt. „Das schöne Buch“ nennen sie ganz bescheiden ihren Beitrag, den sie gerade auf den Markt gebracht habe. 187 Seiten, im Berliner Argon Verlag erschienen, die nicht viel Neues bringen. Vor 14 Jahren lernten sich Wieprecht und Skuppin beim Berliner Radio4U kennen. Volker Wieprecht damals schon Moderator mit ihm vorauseilenden Ruf. Robert Skuppin noch als Aufnahmeleiter im Hintergrund. Für einige Zeit verloren sie sich aus den Augen, um ab 1994 dann gemeinsam die Radiofritzen zu moderieren. Später wechselten sie zu Radio Eins und sind dort für die Sendung „Radio Eins – Der Tag“ verantwortlich. Die klare Rollenverteilung, die Schlagfertigkeit und ihr Wortwitz haben sie bis heute zu etwas Besonderem gemacht. Volker Wieprecht gnadenlos bissig, dem der Dialog immer Duell der spitzen Worte ist. Robert Skuppin, den gemächlich Netten gebend, der die Attacken seines dominanten Gegenübers mit wunderbar treffsicherer Beiläufigkeit pariert. So wie sie sich in ihrer Sendung beharken, so berichten sie auch auf den ersten 20 Seiten in „Das schöne Buch“ von ihren gemeinsamen Anfängen und sparen dabei nicht mit den bekannten, gegenseitigen Boshaftigkeiten. Was hier so vielversprechend beginnt, dem folgen auf den restlichen Seiten dann fast ausschließlich nur noch bekannte Ausschnitte aus ihren Sendungen. Über 60 mehr oder weniger kurze Dialoge sind hier nachzulesen, in denen sich Volker Wieprecht und Robert Skuppin über Gott, Sex, Friseurbesuche und „Muttis Mutti hat Geburtstag“ auslassen. Dazu kommen fünf „Live-Krimis“ und so genannte Bildungskästen, die einen über die Namen der Mainzelmännchen oder die „Prozentuale Buchstabenhäufigkeit in deutschen Texten“ informieren. Kurzweilige Lektüre, mit der sie ihre zehnjährige Moderatorenehe feiern. Vieles liest sich amüsant und lässt oft genug die Spontaneität und Schlagfertigkeit der beiden aufblitzen. Doch schon nach kurzer Zeit stellt sich eine gewisse Eintönigkeit beim Lesen ein. Denn was so wunderbar im Radio funktioniert, das verliert schnell seinen Reiz mit dem gedruckten Text. Selbst der beste Witz wird langweilig, wenn man ihn zu oft erzählt. Doch wird „Das schöne Buch“ manch eingefleischtem Wieprecht und Skuppin-Jünger Freude bereiten. Andere wieder wird es davon überzeugen, die beiden lieber im Radio zu erleben. So kann „Das schöne Buch“ vor allem als Werbung in eigener Moderatorensache verstanden werden. Keine schlechte Marketingstrategie, die die Schreib-Eleven Volker Wieprecht und Robert Skuppin hier verfolgen. Und wer die Hintersinnigkeit der beiden kennt, der wird auch nichts anderes erwartet haben. Volker Wieprecht, Robert Skuppin: Das schöne Buch. Argon Verlag, Berlin 2004, 189 S., br., 12,90 Euro.
Dirk Becker
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