Kultur: Wenn Engel den Blues retten

Marla Glen gastiert morgen im Lindenpark „There must be an angle“, jubilierten die Eurythmics einst zuckersüß. Marla Glen hat das fast wörtlich so erlebt. Nach weltweit soliden Pop-Charterfolgen, die sie ihrer beseelt-knarzigen Bluesstimme und androgynen Auftritten im Herrenanzug verdankt, machte die US-Sängerin Erfahrungen mit der ziemlich ruppigen Seite des Geschäfts. Das führte dazu, dass sie mehrere Jahre lang nur sparsam aktiv blieb und sich die meiste Zeit mit Anwälten und Ex-Managern herumtrieb. Vor gut einem Jahr hatte sie alles überstanden und verlegte ihren Wohnsitz nach Süd-Deutschland. Dort gründete sie ihre eigene Plattenfirma und fand mit Hilfe einer deutschen Managerin und neuer Freunde wieder zurück zur alten Erfolgsspur. Marla Glens neues Album heißt „Friends“. Die Stimme geht bluesig-funky, mal rau, mal lasziv wie zu ihren besten Zeiten blitzschnell unter die Haut. Getragen von Fans und Freunden beginnt nun der zweite Teil ihrer großen Tournee. Nach einem Auftritt im Mai ist sie am 30. Oktober erneut in Potsdam, im Lindenpark. War es Pech oder führten auch eigene Fehler zu den Tiefpunkten? „Ich will nicht von Pech, sondern von Erfahrungen sprechen“, betont Marla Glen heiser. „Ich bin viel religiöser geworden, lese die Bibel, orientiere mich mehr an der Tagespolitik als zu Zeiten meiner ersten Alben. Ich würde gerne ein Buch wie Dieter Bohlen schreiben, über die Entstehung meiner ersten Alben, mit Fotos und Namen, allen Anwaltsgeschichten und all den Sachen, die mich runtergezogen haben. Ich hatte ein wunderbares Leben, bis ich durch Unterzeichnung der Plattenverträge bei BMG in einer Achterbahn landete.“ Dem Auf und Ab hatte sie selbst mit Gutgläubigkeit Vorschub geleistet. Ihr Management schützt sie nun vor weiteren Albträumen und bietet ihr die Chance, durch das Schreiben neuer Songs oben zu bleiben. „Mir sollte einfach nur die Gerechtigkeit widerfahren, die ich verdiene. Auf meinem Weg habe ich Antworten auf viele Fragen gefunden, die ich mir all die Jahre immer wieder gestellt hatte, vor allem, warum jemand, der so erfolgreich wie ich war, so mit Dreck beschmissen werden musste. Gott allein weiß, was er macht, warum er mich nach Heilbronn geführt hat“ Marla Glens Managerin versprach ihr Hilfe, und sie fühlte, dass dies keines der üblen Versprechen von früher war. „ Es erschien mir so, als hätte man mir Engel in mein Leben geschickt. Ich habe wieder Mut gefasst und liebe die Bühne. Und meine Bandkollegen behandle ich wie Freunde.“ Marla Glen, 30. Oktober, 21 Uhr, Lindenpark, Abendkasse 25/ Vorverkauf 22 Euro.