Kultur: Wenn Frauen das Sagen haben 15. Festival der Frauen beginnt am 5. Oktober
Wie könnte eine Gesellschaft aussehen, in der nur Frauen die Dinge des gemeinschaftlichen Zusammenlebens bestimmen? Der argentinische Arzt und Journalist Ricardo Coler lebte zwei Monate bei den matriarchalisch organisierten Mosuo in Südchina und fand unter anderem heraus, dass es dort keine Gewalt gibt.
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Wie könnte eine Gesellschaft aussehen, in der nur Frauen die Dinge des gemeinschaftlichen Zusammenlebens bestimmen? Der argentinische Arzt und Journalist Ricardo Coler lebte zwei Monate bei den matriarchalisch organisierten Mosuo in Südchina und fand unter anderem heraus, dass es dort keine Gewalt gibt. Antworten auf die Frage, was in einer matriarchial geprägten Gemeinschaft vielleicht anders wäre als in unserer männlich dominierten westlichen Kultur, lassen sich aber auch ohne aufwändige Selbstexperimente finden: im Vortrag der Forscherin Laura Meritt über die Gesellschaftsstruktur und das heutige Leben der Mosuo, mit dem sie am Mittwoch, dem 5. Oktober, im Autonomen Frauenzentrum das 15. Festival der Frauen eröffnet.
Einen weiteren Blick in das Leben von Frauen in anderen Kulturen wirft im Anschluss daran der Film „Adalil – die Herrin der Zelte“ von Sylvie Banul. Er erzählt von Nomadenfrauen am Rande der Sahara und dem Streit der selbstbewussten Wüstentöchter darüber, wo das Glück zu finden sei – in der Wüste oder in der Stadt?
„In diesem Jahr können fast alle Veranstaltungen in unseren eigenen neuen Räumen in der Schiffbauergasse 4H stattfinden“, sagt Sandra Kitzrow. „Das hat die Festivalorganisation viel einfacher gemacht.“ Nur Helga Reidemeisters Dokumentarfilm „Mein Herz sieht die Welt schwarz – Eine Liebe in Kabul“, der den Tabubruch zweier Liebenden unter den Bedingungen von Krieg, Armut und ehernen Stammesgesetzen beschreibt, wird am 7. Oktober im Filmmuseum gezeigt.
Um die türkische Autorin Serap Cileli für die Lesung aus ihrem Buch „Eure Ehre – unser Leid – ich kämpfe gegen Zwangsehe und Ehrenmord“ zu gewinnen, musste die Organisatorin ein Sicherheitsprotokoll erstellen. Denn noch immer lebt Serap Cileli, die für von Zwangsverheiratung, Familienrache und Ehrenmord bedrohte Frauen und Mädchen kämpft, in der ständigen Gefahr, selbst Opfer von Blutrache und Fememord zu werden. Die für ihren unermüdlichen Einsatz vielfach ausgezeichnete Autorin wird daher aus Sicherheitsgründen in Begleitung anreisen.
Seit dem ersten Festival der Frauen war stets auch die Potsdamer Künstlerin Heike Isenmann mit ihren Kunstaktionen dabei. Obwohl sie in diesem Jahr nicht persönlich anwesend sein kann, wird es am kommenden Mittwoch wieder eine interaktive Aktion von ihr geben: Sammelbilder im Postkartenformat, vier davon versehen mit Motiven und Weisheiten zu Liebe, Treue, Sehnsucht und Freiheit, eines zum selber gestalten, werden in der Stadt verstreut und können gefunden und eingesammelt werden. Wer sein selbst gestaltetes Sammelbild veröffentlicht sehen möchte, schickt dieses an die Künstlerin. Heike Isenmann möchte mit dieser Aktion Leute beschenken: „Es passt auch zu dem schönen Ort, den das Frauenzentrum jetzt gefunden hat“, so Heike Isenmann, „dass man etwas weiter verschenkt. Einen schönen Moment.“
Das Reverse-Graffiti einer weiteren Potsdamer Künstlerin, Patricia Vester, könnte am kommenden Freitag die Passanten der Brandenburger Straße überraschen. Ihr Poem für die Söhne der Stadt wird dann zu beiden Seiten der Flanierstraße auf den Bodenplatten sichtbar sein. Eine Besonderheit: Das Graffiti wird nach einiger Zeit von allein wieder verschwinden. „Frauen im Kreuzfeuer" zeigt Arbeiten der britischen Fotografin Jenny Matthews, die in Schwarz-Weiß-Bildern Frauen von Afghanistan bis Uganda aufgenommen hat, die Krieg und Gewalt ausgesetzt sind. Die Ausstellungsmatinée wird am 8. Oktober durch das Klezmer-Duo „Federmentsh“ begleitet. Und getreu dem Motto des Festivals „Bewegte Frauen - Frauen bewegen was“ kann zum Abschluss am Abend nicht nur der Musik der sieben trommelnden Frauen von „Percussonia“ gelauscht, sondern danach auch selbst getanzt werden. Gabriele Zellmann
www.primadonna-potsdam.de
Gabriele Zellmann
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