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Kultur: Wenn Kunst um die Häuser zieht

Wie sich zeitgenössische Kunst in Potsdam zu Markte trägt. Eine Trendbestimmung

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Es müssen nicht immer Galerien sein. Auch in Potsdam erschließt sich die zeitgenössische Kunst längst neue Wirkungsorte außerhalb der geschützten Galerien- oder Museumsräume. Angefangen von der ART Brandenburg, die sich als Produzentenmesse der Brandenburger Künstler bewährt hat, bis hin zu Ausstellungen im öffentlichen Raum: die Kunst drängt erkennbar in neue Bereiche vor. So wie sich bei Theaterproduktionen an artfremden Spielorten die Resonanz erkennbar steigern lässt, gibt sich gerade aktuelle Kunst gern mal für ein „Stelldichein“ an Orten her, wo sie mehr als das angestammte Publikum erreicht.

Kunst in Potsdam ist daher auch in den Bahnhofpassagen zu erleben, in den Fraktionsräumen der Landesregierung, in Cafés oder in den Geschäftsräumen einer Bank. Erfolgreiche Beispiele für Kooperationen zwischen Kunstvermittlern und Bankhäusern gibt es zuhauf. Dennoch steckt diese Entwicklung in Potsdam vergleichsweise eher noch in den Kinderschuhen. Für das Zusammengehen von Kunst- und Bankgeschäft fehlt es hier sowohl an Erfahrung als auch an Tradition.

Nach verschiedenen Kunstveranstaltungen in der Villa für Private Banking der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam zieht nun die HypoVereinsbank Potsdam mit ihrer zweiten Ausstellung nach. Am Sonnabend eröffnet sie im Verbund mit der Galerie Ruhnke eine Ausstellung mit 22 neuen Porträts des Potsdamer Fotografen Klaus-Dieter Fahlbusch, die dieses Jahr in Indien entstanden. Die Idee zur Ausstellung war in diesem Fall von der Bank gekommen, die anlässlich der letzten ART Brandenburg im vergangenen November auf die Fotografie Fahlbuschs aufmerksam geworden war. Seine Bilder werden den ganzen Sommer über in der Filiale in der Dortustraße zu sehen sein. Zeitgleich schließen sich an der bisherigen Adresse der Galerie Ruhnke in der Hegelallee 41 nach vier Jahren die Pforten. Werner Ruhnke verlässt diese ansprechenden Ausstellungsräume, um sich zu vergrößern. Spätestens nach dem Sommer zieht er in die rund 170 Quadratmeter große Galerie in der Charlottenstraße 122. Damit verdoppelt sich seine Ausstellungsfläche. Zudem verfügt der Galerist dann auch über einen schönen Garten.

Die Sommerpause wird indes nicht zwangsläufig zu einer Galeriepause werden. Während der notwendigen Umbaumaßnahmen ist aktuell ein Gastspiel Ruhnkes im Luisenforum im Gespräch. Von hier aus – so die Planung – wird sich die Galerie auch bei der nächsten Kunst-Genuss-Tour beteiligen, die am Abend des 23. August in Potsdams Innenstadt mit einem vielfältigen Kunstprogramm zum dritten Mal über die Bühne geht.

„Kunst findet nicht nur in Galerien statt.“ Diese Haltung Werner Ruhnkes teilen längst auch andere. Von daher ist es auch nicht ehrenrührig, wenn Kunst und Banken vorübergehende Allianzen schließen. Am Ende haben nicht nur die Veranstalter, sondern auch die Besucher und nicht zuletzt auch die Künstler etwas davon. Kunst und Kommerz: Was den einen Veredelung, hilft anderen schlicht und ergreifend fortzubestehen. In Zeiten knapper öffentlicher Budgets, in denen freie Kulturträger vor dem Aus stehen, haben neue Modelle und Entwicklungen einer Kunstpräsentation fern des Elfenbeinturms allemal ihre Berechtigung. Kunst hat vor allem dann eine Chance, wenn sie beweglich bleibt.

Eröffnung der Ausstellung von Klaus-Dieter Fahlbusch in der HypoVereinsbank, Dortustraße 67-70, am morgigen Samstag um 16 Uhr.

Almut Andreae

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