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Kultur: Wenn zwei sich so gut verstehen Mónica Waisman und Florian Deuter im Konzert

Einfach hat es sich Jean Marie Leclair mit seinen Sonaten für zwei Violinen ohne Bass nicht gemacht. Italienische Virtuosität und französische Eleganz verband er in seinen beiden 1730 und 1747 veröffentlichten Sonatensammlungen auf höchstem Niveau.

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Einfach hat es sich Jean Marie Leclair mit seinen Sonaten für zwei Violinen ohne Bass nicht gemacht. Italienische Virtuosität und französische Eleganz verband er in seinen beiden 1730 und 1747 veröffentlichten Sonatensammlungen auf höchstem Niveau. Eine Zwiesprache zwischen den Violinen mit einem ganz besonderen Glanz. Dieser Glanz strahlte auch am Donnerstag Abend im Kammermusiksaal Havelschlösschen bei letzten Konzert vor der Sommerpause. Unter dem Titel „Von Lasso bis Leclair“ spannten Mónica Waisman und Florian Deuter einen Bogen über 200 Jahre Violinliteratur. So waren hier neben Kompositionen von Orlando di Lasso und Jean Marie Leclair auch Werke von Orlando Gibbons, Johann Vierdanck, Georg Philipp Telemann und Johann Sebastian Bach zu hören. Und vor allem Leclair hat es Mónica Waisman und Florian Deuter an diesem Abend nicht leicht gemacht.

Die beiden Musiker des 2003 gegründeten Ensembles Harmonie Universelle haben schon ein Album mit den Sonaten 1 bis 6, op. 3, aufgenommen und hier auf herrlichste Art gezeigt, dass diese Musik gleichermaßen Herz und Verstand aufs Tiefste berühren kann. Im Kammermusiksaal standen nun die Sonaten 1 und 2, op. 12, aus dem Jahr 1747 auf dem Programm. Im kommenden Jahr, wenn sich der Tod Leclairs zum 250. Mal jährt, werden Mónica Waisman und Florian Deuter ein Album mit den Sonaten aus op. 12 veröffentlichen. Leclair wird sie bis dahin noch ausgiebig fordern. Denn wo die beiden Musiker sonst im Dialog ihrer Instrumente geistreiche Gesprächspartner sind, müssen hier noch einige Unstimmigkeiten überwunden werden. So war gerade die anspruchsvolle 2. Sonate in E-Dur von manchen Unklarheiten geprägt, die dem Leclairschen Glanz etwas von seinem Strahlen nahm. So wirkte das Largo gelegentlich weniger wie ein Miteinander, sondern wie ein Gegeneinander. Doch waren dies nur Kleinigkeiten, die diesen besonderen Konzertabend nicht wirklich trüben konnten.

Neben Bachs Contrapunctus 15 (Canon in Hypodiapason) aus „Kunst der Fuge“ hatten Mónica Waisman und Florian Deuter auch Telemanns musikalische Spielerei „Gulliver Suite“ ins Programm genommen. Doch Höhepunkt blieb ein „Capriccio“ des Stralsunder Marienorganisten Johann Vierdanck, in dem sich die Sehnsucht nach südländischer Leichtigkeit in leuchtend-virtuosen Passagen mit einer sanften nördlichen Melancholie in den wunderbar getragenen Momenten verband. Hier und wie auch schon in den eröffnenden Fantasien von di Lasso und Gibbons waren die beiden Musiker ganz vertieft in ihrem Zwiegespräch. Nuancenreich das Spiel zwischen sehnsuchtsvoll-feinstem Flüsterklang und sehnigem Auftrumpfen. Wenn zwei sich so gut verstehen, ist es für Dritte der reinste Genuss. Dirk Becker

„Ein Abend mit Madame de Pompadour“ ist das Open-Air-Spektakel am Donnerstag, 1. August, 20 Uhr, im Garten des Kammermusiksaals Havelschlösschen, Waldmüllerstraße 3, überschrieben. Eintritt kostet 25, ermäßigt 15 Euro. Reservierung unter Tel.: (0331) 748 14 96

Dirk Becker

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