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Kultur: Wichtig wie Mathematik

Das Duo Fjarill sorgten im Nikolaisaal für wahre Wogen der Begeisterung

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Es sind wohl die zwei charmantesten Damen, die je den Boden des Potsdamer Nikolaisaals betreten haben. Aino Löwenmark (Gesang / Klavier) und Hanmari Spiegel (Violine) sorgten bei ihrem Auftritt für wahre Wogen der Begeisterung. Die Entstehungsgeschichte ihrer Band „Fjarill“ ist dabei mindestens genauso interessant, wie ihre abwechslungsreiche Musik. Beide verbrachten ihre Kindheit an völlig gegensätzlichen Orten. Während Sängerin Aino auf einem schwedischen Bauernhof aufwuchs, lebte ihre musikalische Wegbegleiterin Hanmari unter der wärmenden Sonne Südafrikas. Schließlich führte die Liebe die beiden Weltenbummlerinnen vor einigen Jahren nach Hamburg und genau dort liegt auch die Geburtstätte von „Fjarill“.

Was die weit gereisten Frauen am Freitag Abend auf der kleinen Bühne im Foyer des Nikolaisaals boten, war in durchaus bewegend. Aino Löwenmark drang mit ihrer jugendlich klaren Stimme in Gefühlsregionen vor, die einige Zuschauer vielleicht nie ohne sie betreten hätten. Die so erfrischende Natürlichkeit ihres Gesangs gab jedem der Lieder eine unverwechselbare Note. Nicht minder charakteristisch agierte Hanmari Spiegel an der Violine. In perfekter Harmonie zelebrierten die beiden ihren bezaubernden Folkpop, der ebenso nachdenklich wie fröhlich stimmte. Begleitet von Kontrabass und Schlagzeug spannten Fjarill gekonnt den Bogen zwischen den Gegensätzen. Platzende Lebensfreude ging Hand in Hand mit nachdenklich, melancholischen Momenten. Der multikulturelle Ansatz ihrer Musik bescherte dem Publikum ein reichhaltiges Buffet an Klängen. Dass Aino als stolze Schwedin in ihrer Muttersprache sang, schaffte zusätzlichen Raum für eigene Interpretation. Der ungewohnte Klang des Schwedischen verlieh den Liedern fast schon märchenhaftes.

Für den nicht schwedisch sprechenden Teil der Gäste reichte die Sängerin zwischen den Songs immer wieder kurze Texterklärungen und kleine Anekdötchen. Diese wiederum trug sie mit einem derart entwaffnenden Humor vor, dass der Saal nahezu jede ihrer Ansagen mit einem glückseligen Lachen quittierte. Mit ihrer Aussage „Musik ist mindestens genauso wichtig wie Mathematik“ erntete sie nicht nur bei den vielen anwesenden Kindern großzügigen Beifall. So hatte „Fjarill“ zum Abschluss auch keine Mühe, einen unterstützenden Chor für das Stück „Det regnar i Hamburg“ (Es regnet in Hamburg) zu finden. Langanhaltender Beifall belohnte die Frauen von Welt für ein sehr individuelles Konzerterlebnis. Phillip Kühl

Phillip Kühl

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