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Die Zeichen lesen. Wie in „Tod, Leben und andere Schönheiten“.

©  Tarantula

Kultur: Wie ein Tanz

Die Jugendtheatergruppe Tarantula bringt „Tod, Leben und andere Schönheiten“ auf die Bühne

Stand:

Dunkel und hell. Licht und Schatten. Leben und Tod. Alle gehören zueinander, sind zwei Seiten eines Spiegels. Das eine kann ohne das andere nicht sein. Doch nicht alles ist schwarz oder weiß, es sind die grauen Stellen, die Zwischenwelten, die Geschichten erzählen. Nicht aus dem Hier, nicht aus dem Dort, sondern aus dem Reich irgendwo dazwischen. „Tod, Leben und andere Schönheiten“, die neueste Produktion der Jugendtheatergruppe Tarántula, die am morgigen Freitag im T-Werk Premiere hat, erzählt davon. Es ist eine Geschichte vom Leben, dem Tod und dem Dazwischen, die auf dem Drehbuch „Das Spiel ist aus“ von Jean-Paul Sartre basiert.

Éve und Pierre kommen aus zwei verschiedenen Welten. Beide sterben zur selben Zeit durch Gewalt und finden sich gemeinsam in einer Parallelwelt wieder. Mit anderen Schattenwesen können sie weiterhin durch die reale Welt wandern, jedoch ohne Kontakt zu den Lebenden aufnehmen zu können. Doch Pierre und Éve sind für einander bestimmt und da ihnen das Glück im Leben verwehrt wurde, bekommen sie nun eine zweite Chance. Sie kehren zurück in die Welt der Lebenden und müssen innerhalb von 24 Stunden ihr Vertrauen und ihre Liebe unter Beweis stellen. Doch beide können den Vernetzungen ihrer Vergangenheit nicht entkommen. Die alten Bande ziehen sie zurück, und ihr Schicksal, ihre Liebe und ihre zweite Chance stehen auf dem Spiel. Am Ende laufen sie Gefahr, alles zu verlieren.

Mit dem Drehbuch „Das Spiel ist aus“ des französischen Schriftstellers und Philosophen Jean-Paul Sartre hat sich die Theatergruppe Tarántula in diesem Jahr einen Klassiker der Literatur vorgenommen. Ein ambitioniertes Unterfangen, könnte man meinen. Doch Regisseurin Ulrike Schlue sieht das anders. „Das Drehbuch ist noch eines seiner leichtesten Stücke. Beinahe Volkstheater, wenn man das böse Wort benutzen möchte.“ Außerdem entstamme nur die Idee und der ein oder andere Dialog dem Original. „Ich habe nicht das ganze Buch gelesen, nur die Passagen, die für meine Figur wichtig waren“, sagt Simon Knop Jacobsen. „Alle bringen bei den Vorbereitungen etwas von der Geschichte mit in die Proben ein. Jeder hat andere Stellen gelesen, sodass wir uns gut ergänzen, aber nicht zu nah am Original hängen.“

Der 17-Jährige, der schon viele Produktionen von Tarántula miterlebt hat, ist von „Tod, Leben und andere Schönheiten“ besonders angetan. „Das Thema der Zwischen- und Schattenwelt war für uns enorm spannend. Nicht nur vom technischen Standpunkt aus, sondern insgesamt gesehen.“ Schwarz-Weiß-Projektionen sollen die Kontraste, die essenzieller Bestandteil des Stückes sind, auch für den Zuschauer visuell sichtbar werden lassen.

Kontraste und Spiele mit Licht und Schatten waren auch in den Proben von großer Bedeutung. „In solchen Situationen lernt man, was das stumme Spielen bedeuten kann und welche Spannung man auch ohne Worte erzeugen kann“, sagt Simon Knop Jacobsen. Da ein Theaterstück aber nur schwer ohne Worte auskommt, waren es Textimprovisationen, die dem Stück zu seinen Konturen verhalfen. „Erst in der letzten Woche sind wir mit dem Textbuch fertig geworden. Und dabei sind wir dieses Mal noch früh dran“, so Ulrike Schlue. Gemeinsam mit Jenny Bellmann hat sie Sartres Drehbuch in die nötige Form gebracht. Dabei habe man sich immer nah am Original bewegt, aber selten direkt damit gearbeitet. „Das Stück ist wie ein Tanz um ein unbekanntes Zentrum.“ Und man weiß nie genau, was am Ende dabei rauskommt. Am Freitag bewegt sich das Stück dann vielleicht im Licht oder im Schatten – oder möglicherweise auch dazwischen. Chantal Willers

Premiere am Freitag, dem 15. März, um 20 Uhr im T-Werk in der Schiffbauergasse

Chantal Willers

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