Kultur: „Wie gedrängt, wie genial“
Bachs Johannes-Passion morgen in der Erlöserkirche
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Es wird hin und wieder darüber „gestritten“, welche Passionsvertonung Johann Sebastian Bachs die bedeutendere ist, die nach dem Evangelisten Matthäus oder die nach Johannes. Vielleicht ist die Matthäus-Passion Bachs ergreifendste Komposition, an Umfang und an Tiefe. Doch die Johannes-Passion ist heftiger, bewegter, konzentrierter, dramatischer. Robert Schumann schrieb „Wie gedrängt, wie genial, namentlich in den Chören, und von welcher Kunst.“ Viel spricht dafür, dass Bach das Werk in der kantatenlosen Zeit vor Ostern komponierte. Eine längere Kompositionsphase läßt sich schwer mit Bachs Lebenslauf vereinbaren, schließlich hatte er jeden Sonntag eine neue Kantate für den Gottesdienst abzuliefern. Das heit, dass Bach nur die sechs Wochen von Februar 1724 bis zum Karfreitag im April 1724, an dem die erste Aufführung der Johannes-Passion stattfand, zur Verfügung standen. Der Text, der von einem heute unbekannten Dichter stammt, wird wohl eher fertig gewesen sein. Von dieser ersten Fassung ist keine Partitur überliefert, und die Stimmen wurden – soweit erhalten – bei späteren Aufführungen geändert und wiederverwendet. Selbst die Frage, ob die Aufführung 1724 wirklich die erste war, kann nicht mit letzter Sicherheit beantwortet werden. Die Johannes-Passion hat Bach im Laufe seines Lebens mindestens viermal aufgeführt, immer mit Änderungen. 1730 begann Bach mit einer neuen Reinschrift der Partitur, die von einem Kopisten angefertigt wurde.
Morgen um 17 Uhr wird das Oratorium in der Erlöserkirche zur Aufführung gelangen. Unter der Leitumng von Ud Joffe musizieren die Potsdamer Kantorei, das Neue Kammerorchester Potsdam sowie die Solisten Johannes Kalpers als Evangelist, Kai Uwe Fahnert als Jesus sowie Susanne Ellen Kirchesch, Sopran, Bhawani Moennsad, Alt, und Matthias Ehm, Bass. Karten an der Abendkasse. K.Bü.
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