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Kultur: Wie ist es gewesen, Franz Kafka zu sein?

Lesung im Literaturladen Wist aus Reiner Stachs Kafka-Biografie

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Lesung im Literaturladen Wist aus Reiner Stachs Kafka-Biografie Wie dieser Autor aus einem Handelsreisenden einen Käfer macht und dieses Schicksal so ernst wie möglich durchbuchstabiert, gehört zu den Glanzpunkten europäischer Erzählkunst. Aber bei keinem Autor wie eben im Fall Franz Kafka ist das Missverhältnis zwischen tatsächlich Publiziertem und zur Vernichtung Vorgesehenem so groß wie bei ihm. Nur 300 Seiten umfasst das von ihm selbst autorisierte Werke, der Rest sind Trümmer, Fragmente, Anläufe und mehr als 1500 Briefe. Ein ganz anderes Missverhältnis gehört zu den wesentlichen Merkmalen seines Biografen Reiner Stach, der die bislang umfangreichste Biografie vorgelegt hat. Auf gut 650 Seiten erzählt Stach, Germanist und Mathematiker, nur fünf Jahre aus Kafkas Leben, eben die „Jahre der Entscheidungen“ von 1910 bis 1915. Stachs Zuneigung zu seinem Gegenstand ist unübersehbar, er hat wie keiner vor ihm den Zugriff radikalisiert, will wissen, „wie es gewesen ist, Franz Kafka zu sein“. Das klingt vermessen, gelingt aber, weil der Autor die Balance zwischen Einfühlung und Verstehen auf der einen und der Faktenwelt auf der anderen hält. Misst man Umfängen Bedeutung zu, so scheint Stach in der Liaison mit Felice Bauer die entscheidende Energiespende zu sehen, die den Autor überhaupt am Leben hielt. Eine Beziehung, die sich vorwiegend in Briefen erfüllte. Mit welcher Sicherheit und großem Gespür Reiner Stach diesem Dichterleben auf den Grund geht, ist atemberaubend. rö Heute um 20 Uhr stellt Reiner Stach auf Einladung des Brandenburgischen Literaturbüros im wiedereröffneten Literaturladen Wist in der Brandenburger Straße seine Kafka-Biografie vor. Davor liest der Schauspieler Wolfgang Menardi eine Erzählung Kafkas.

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