Kultur: „Wie lieblich ist das Haus des Herrn“
Schenkungsurkunde Friedrichs II. für die Französische Kirche in „Königliche Visionen“
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Schenkungsurkunde Friedrichs II. für die Französische Kirche in „Königliche Visionen“ Thomas LeCointe verlässt das Potsdamer Stadtschloss. Gerade hat er Friedrich II. den Dank der Französischen Gemeinde, dessen Pastor LeCointe ist, für den Bau der Französischen Kirche überbracht. Der König ließ daraufhin ein Schreiben aufsetzen, dass die Schenkung der Kirche an die Französische Gemeinde dokumentiert. Nächste Woche Sonntag, am 23. September 1753, soll alles fertig sein und die Kirche mit gleich zwei Gottesdiensten eröffnet werden. LeCointe lenkt seine Schritte Richtung Bassinplatz, um die letzten Arbeiten an der Kirche zu begutachten. Sein Blick fällt auf den Seitenflügel des Schlosses. Bis vor drei Jahren hatte seine Französische Gemeinde hier ihren Gottesdienst in der Kapelle feiern dürfen, dann ließ sie der König umbauen. „Hätte Friedrich II. uns nicht mehr als nur eine Woche Zeit für den Umzug geben können? Sein Vater Friedrich-Wilhelm I. war da doch viel zuvorkommender. Ohne ihn gäbe es keine Französische Gemeinde in Potsdam.“ Damals, 1723, hatte der „Soldatenkönig“ LeCointe nach Potsdam geholt und einen Kantor eingestellt, der die Kinder der Gemeinde auf Französisch unterrichtete. Zum Dank hierfür nannte LeCointe seinen Sohn Frederic Guillaume. Das von ferne erklingende Glockenspiel der Garnisonkirche holt den Pastor in die Gegenwart zurück. In die Garnisonkirche hatte die Gemeinde ihren Gottesdienst verlegt, seit sie aus dem Stadtschloss ausgezogen war. LeCointe nähert sich der fast vollendeten Kirche. „Aber, dass uns Franzosen in Potsdam ein eigenes Gotteshaus geschenkt werden wird, daran hätte ich schon nicht mehr gedacht, und dass Friedrich dafür auch noch seinen Architekten Knobelsdorff beauftragt hat ...“ LeCointe mustert den ovalen Bau, seine großen Fenster, die bestimmt auch im Winter genügend Licht zum Nachmittagsgottesdienst hineinlassen werden. „Wie lieblich ist das Haus des Herrn - ja, das ist ein gutes Motto für meine Festpredigt.“ Wer wie LeCointe einmal durch das friderizianische Potsdam wandeln und den Schenkungsbrief Friedrich II. an die Französische Gemeinde einmal aus der Nähe betrachten möchte, hat dazu in der gegenwärtigen Ausstellung „Königliche Visionen“ im Kutschstall (Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte) am Neuen Markt Gelegenheit. Silke Kamp „Königliche Visionen. Potsdam eine Stadt in der Mitte Europas“, Ausstellung des Potsdam-Museums im Kutschstall am Neuen Markt bis 28. März 2004, Di bis So, 10 bis 18, Mi bis 20 Uhr; Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, Mi 18 bis 20 Uhr 50% Ermäßigung; Führungen Mi, Sa, So 14 Uhr oder auf Anfrage; Audioguide für Erwachsene und Kinder; Katalog; Telefon: 0331/2896803.
Silke Kamp
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