Kultur: Wiederaufnahme bei Winteroper: „Cosi fan tutte“
Die „Potsdamer Winteroper“ hat Erfolg. Die Nachfrage für die acht Aufführungen ist sehr groß.
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Die „Potsdamer Winteroper“ hat Erfolg. Die Nachfrage für die acht Aufführungen ist sehr groß. Die Interessenten kommen aus ganz Europa angereist. Man wohnt in Hotels der Landeshauptstadt und will sich an zwei oder drei Tagen Aufenthalt in Potsdam vor allem an ihren Schlössern und Gärten erfreuen. Die Inszenierungen im Schlosstheater im Neuen Palais sind natürlich die Krönung dieser Musik-Kunst-Tage. In diesem Jahr gab und gibt es wiederum zwei bejubelte Musiktheater-Ereignisse, die von der Kammerakademie Potsdam und dem Hans Otto Theater künstlerisch verantwortet werden: Gioacchino Rossinis „La scala die seta“ (Die seidene Leiter) als Premiere sowie „Cosi fan tutte“ von Wolfgang Amadeus Mozart als Wiederaufnahme.
Nach einem Jahr kehrte Uwe Eric Laufenbergs Inszenierung der Mozart-Oper ins Schlosstheater zurück. Auf quälende Psychodramen, die man in dieser Oper sehr gern überstrapaziert, verzichtet Laufenberg. Oberflächlich wird die Geschichte menschlicher Unvollkommenheiten dennoch nicht erzählt. Seine Regiearbeit erweist sich als ein großer Glücksfall. Selten erlebt man die Gefühle der verwirrten Liebenden so echt und tief, selten offenbart sich das Stück so leicht und zugleich so weit entfernt von buffonesken Clownerien.
Für die Szene konnte Laufenberg sich auf wunderbare Sängerdarsteller verlassen. Wie im vergangenen Jahr brillierten sie bei der Wiederaufnahme-Premiere fast ausschließlich – bis zum Schluss. Obwohl die Sopranistin Jutta Böhnert der Dramatik der Fiordiligi-Partie bisher noch einiges schuldig bleiben muss, berührt die stilistische Reinheit und die Virtuosität ihres Gesangs. Kremena Dilcheva ist als Dorabella die pure Sinnlichkeit mit dem „gewissen Etwas“ in Mezzo und Ausstrahlung. Mirko Roschkowskis Tenor als Ferrando berührte bis zur Pause mit schönen lyrischen Bögen, doch leider ließ bei ihm im zweiten Teil die Spannung nach, wollte die Stimme sich nicht „zwingen“ lassen. Neu im Ensemble der Bariton Thomas Laske, der darstellerisch trefflich mitmischte. Hohe Musikalität, stilistische Genauigkeit, lebendige Gestaltung jenseits von Manierismen waren von Anfang bis zum Schluss gegeben. Martin Kronthaler lässt seinen Alfonso, Drahtzieher der vielen Verwicklungen und Verwirrungen, punktgenaue Markanz angedeihen. Und mit bodenständiger Dramatik und herrlicher Komik gibt Gabriele Scheidecker seine Helferin, das Kammermädchen Despina. Hoch zu loben ist vor allem die Rezitativbehandlung, an der Rita Herzog am Hammerklavier und Dirigent Konrad Junghänel wesentlich beteiligt waren. Er und die Kammerakademie Potsdam, die bei der Ouvertüre noch nicht ganz in Höchstform war, wussten drängend und fordernd zu musizieren, doch auch die Farben zärtlicher Melancholie und das flirtende Begehren waren bestens bei ihnen aufgehoben. Auf der Bühne erlebte man wieder den trefflich singenden Neuen Kammerchor Potsdam sowie 50 Zuschauer, die zu unverkrampften Mitgestaltern des Geschehens wurden. Großer Beifall eines festlich gestimmten Publikums für eine köstliche Inszenierung innerhalb der „Potsdamer Winteroper“ im Schlosstheater. Hoffentlich weiter so.
Weitere Aufführungen: 30.11., 1.12., 29.12., 19 Uhr, sowie am 31.12. 15 Uhr, Schlosstheater im Neuen Palais
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