Kultur: Wiedersehen mit barocker Musik Früherer KAP-Leiter konzertiert in Potsdam
Sergio Azzolini ist wieder in Potsdam. Gerade von einer Tournee in Japan zurückgekehrt, macht er nun in der Landeshauptstadt Station.
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Sergio Azzolini ist wieder in Potsdam. Gerade von einer Tournee in Japan zurückgekehrt, macht er nun in der Landeshauptstadt Station. Für ein paar Tage. Der weltweit renommierte Fagottist und ehemalige Künstlerische Leiter der Kammerakademie Potsdam wird in der Friedenskirche Sanssouci Werke von Antonio Vivaldi, Anton Reichenauer und Jan Dismas Zelenka konzertieren. Die Reise führt am Sonntag von Venedig über Prag nach Dresden, „drei bedeutende europäische Musik-Hauptstädte des 18. Jahrhunderts“, sagt Sergio Azzolini in einem Gespräch mit den PNN.
Igor Strawinskys Bemerkung, Vivaldi habe fünfhundertmal ein- und dasselbe Konzert komponiert, hat bei Interpreten und Zuhörern glücklicherweise keine negativen Auswirkungen gehabt. „Wohl jedes Konzert ist ein Juwel für sich und vereint höchste Virtuosität mit satztechnischer Brillanz“, so Azzolini. Bei ihm ist Vivaldis Musik und die der Kollegen seiner Zeit in besten Händen. „Das Konzert werden wir zwar ohne Barockinstrumente musizieren, doch der Duktus der historischen Aufführungspraxis soll gewahrt sein“, sagt Azzolini. Der Fagottist, der aus Bozen in Südtirol stammt, seit 18 Jahren an der Hochschule für Musik in Basel eine Professur für Fagott und Kammermusik innehat, ist bestens mit der Kammerakademie vertraut. Fünf Jahre lang war der uneitle und musizierfreudige Azzolini Künstlerischer Leiter der Kammerakademie. Nicht nur das Konzertgeschehen in der Stadt hat er mit seinem Wirken geprägt, auch mit der Leitung von Opernaufführungen aus dem 18. Jahrhundert während der Musikfestspiele machte er sich weit über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen. Höhepunkt war die Produktion von Carl Friedrich Grauns Oper „Montezuma“ zum 300. Geburtstag Friedrich des Großen 2012.
Die Vielseitigkeit des Fagottklangs wird Azzolini in der Friedenskirche hörbar machen. Neben Vivaldis affektreichen Konzerten werden die Ouvertüre und das Konzert, beide in B-Dur von Johann Anton Reichenauer geschrieben, erklingen. Für die Kapelle des Prager Musikmäzen Graf Morzin komponierte Reichenauer, der nur 36 Jahre alt wurde, die Werke. Vielfach wurde er von Vivaldi beeinflusst, der ebenfalls für Morzin komponierte. „Reichenauers musizierfreudige Kompositionen beeindrucken durch ihre spritzige Leichtigkeit sowie jubilierende Kraft. Besonders den Bläsern wird eine bevorzugte Stellung im Schwierigkeitsgrad eingeräumt“, erzählt der Fagottist.
Die Musik des gebürtigen Böhmen Jan Dismas Zelenka, der „Kirchen-Compositeur“ am Dresdner Hof war, legte eine von Staunen machende Produktivität an den Tag. „Sein Concerto in G-dur ist eine elegante, dabei kraftvolle Komposition, reich an Expressivität“, so Azzolini. „Er zeigt sich souverän in der Anerkenntnis des Traditionellen wie im Einbeziehen des ästhetisch Neuen. Zelenka schaute hörbar nach vorn, suchte individuelle Modernität in seinen Werken.“ K. Büstrin
Konzert in der Friedenskirche Sanssouci am morgigen Sonntag um 18 Uhr. Karten an der Abendkasse.
K. Büstrin
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