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Kultur: Wieso, weshalb, warum? „Und das ist Kunst?“ Eine Diskussion

Was Sie schon immer über Kunst wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten ..

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Was Sie schon immer über Kunst wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten ... Die Einladung der AG Gegenwartskunst zu einem Diskussionsabend in der Galerie Ruhnke hat am Freitag einen regelrechten Besucheransturm ausgelöst. Die provokante Frage „Und das ist Kunst?!“, die im zweistündigen Dialog mit Hanno Rauterberg als Autor des gleichnamigen Buches verhandelt wird, trifft offenbar den richtigen Nerv. Eines wird aus den engagierten Wortmeldungen der Zuhörer in jedem Falle deutlich: Was die Teilnehmer des Abends unabhängig von ihrem Vor- oder Detailwissen in Punkto zeitgenössische Kunst verbindet, ist ein lebhaftes Interesse daran, diese besser zu begreifen, vielleicht auch, ihr im Urteil möglichst gerecht zu werden.

Nachdem der Zeit-Feuilletonist Hanno Rauterberg als ausgewiesener Experte für Kunstgeschichte und für aktuelle Kunst sein Buch „Und das ist Kunst?!“ veröffentlicht hat, besteht nun allerlei Hoffnung. Hoffnung für alle, die gerne wissen würden, wo Gegenwartskunst eigentlich anfängt und wo sie aufhört, wie man die richtigen Fragen an ein Kunstwerk stellt, welche Bewertungsmaßstäbe anzulegen sind und wie man seine Beobachtungen dann noch am besten in Worte packt.

Sprachlosigkeit, oft verbunden mit einem gewissen Unbehagen im Angesicht moderner Kunst ist wahrlich kein Tabu, sondern eine Erfahrung, die viele Kunstbetrachter miteinander teilen. Das Buch Hanno Rauterbergs verspricht nun endlich Abhilfe. Einmal bietet es aufschlussreiche Blicke hinter die Kulissen des globalen Kunstbetriebes und unternimmt zudem den ehrenwerten Versuch, mit den „10 populärsten Irrtümern der Gegenwartskunst“ der Sorte „gute Kunst muss irritieren“ oder „gute Kunst muss Neues bieten“ aufzuräumen.

Zum guten Schluss gibt es Tipps und Tricks rund um die Schule des Sehens, Betrachtens und Wertschätzens von Kunst. Insofern ist das Buch Aufklärer, Ratgeber und Handbuch für den richtigen Umgang mit zeitgenössischer Kunst zugleich. Einige Besucher des Abends haben es im Vorfeld bereits so sorgfältig gelesen, dass sie die Gelegenheit gerne beim Schopfe ergreifen, um zur ein oder anderen These des Autors Stellung zu beziehen. Hanno Rauterberg, der sich an diesem Abend als versierter Redner profiliert, hat im Laufe des Kunstgesprächs meist passende Argumente parat, um seine Ansichten zur Kunst und zur Kunstrezeption zu untermauern und auch heiklen Fragen souverän zu begegnen.

Auch wenn am Ende des Abends möglicherweise nicht jeder mit handfesten Ergebnissen die Veranstaltung verlässt, scheint doch an einigen Stellen Konsens zu bestehen: Die Auseinandersetzung mit Gegenwartskunst erfordert eine gewisse Ausdauer und Übung, die nicht nur Kunstspezialisten vorbehalten ist. Kunstgenuss hat viel damit zu tun, sich immer wieder neu auf Kunst einzulassen und sich mit anderen darüber auszutauschen. Bewertungs- und Qualitätskriterien entwickeln sich mit der Zeit wie von selbst, die entsprechende Neugier einmal vorausgesetzt.

Die Motivation Hanno Rauterbergs, die, wie er es selbst nennt, „Auseinandersetzungslust“ mit Kunst zu schüren, hat sich an diesem Abend erfüllt. Auch über seine Ansicht, dass nicht nur Schokolade, sondern auch Kunst letztlich eines Frage des Geschmacks ist, über die sich vorzüglich streiten lässt, auch darüber herrschte unter den Anwesenden überwiegend Einigkeit. Warum also nicht diesen inspirierenden Abend durch eine Weiterführung des Themas in erweiterter Runde fortsetzen? Bedarf nach Veranstaltungen dieser Art scheint dem Besucherzuspruch zufolge allemal vorhanden zu sein.

Almut Andreae

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