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Kultur: Willkommen in Hamlets Schattenwelt

Das Berliner Theater Handgemenge mit „Hamlet://Macht.Schatten.Play“

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Es wird viel zu sehen sein, wenn dieser Hamlet auf die Bühne tritt. Puppen und Gegenstände, die Schatten werfen, dazu viel Licht und die Arbeit von Peter Müller und Stefan Wey vom Berliner Theater Handgemenge, die das bekannte Drama von Shakespeare auf ihre eigenwillige Weise unter dem Titel „Hamlet://Macht.Schatten.Play“ am Freitag und Samstag im T-Werk inszenieren. Hier wird Theater gespielt, starke und eindrucksvolle Bilder entstehen. Und gleichzeitig erlebt der Zuschauer, wie dieses Theater gemacht wird. Nichts wird hinter Kulissen versteckt, alles ist offen, alles sichtbar, selbst die Umbauarbeiten. Und trotzdem: Am stärksten werden die Bilder wirken, die in den Köpfen der Zuschauer entstehen. „Unser Hamlet ist so, als würden wir einfach nur eine Geschichte erzählen, die die eigene Vorstellung, die eigene Fantasie beflügelt und so in jedem Zuschauer eine eigene Welt erschafft“, sagt Peter Müller.

Peter Müller, Puppenspieler, Schausspieler und Regisseur, plante schon seit Jahren ein eigenes Schattentheaterstück. Doch seine Erfahrungen und Beobachtungen traditioneller Schattentheater wie in Indonesien haben ihm gezeigt, dass da viel Aufwand mit wenig Effekt betrieben wird. Und dass solche Schattentheater schon nach kurzer Zeit recht langweilig werden können. „Uns war klar, dass wir eine neue Form finden müssen“, so Müller. Als er dann ein Miniaturschattenbild der bildenden Künstlerin Wiebke Steinmetz mit dem Titel „Auszug der Könige“ entdeckte, war die Idee für ein erstes Stück geboren. „Königs Weltreise“, eine wunderschöne und zugleich sonderbare Geschichte von einem König, einer Frau, einem verrückten Volk, von Gießkannen und Regenschirmen, war auch schon in Potsdam zu erleben. Und nun „Hamlet://Macht.Schatten.Play“.

Ausgerechnet die Tragödie um den dänischen Prinzen Hamlet, der den Mord an seinen Vater rächen will, die zu den bekanntesten und wohl am häufigsten aufgeführten Stücken des Dramatikers William Shakespeare zählt? Für Peter Müller ist das kein Thema. „Gut 80 Prozent dieser Trägödie spielen im Reich der Schatten“, sagte er. Da sei es einfach naheliegend, diese Geschichte um verschmähte Liebe, Brudermord und Hofintrigen mit einem Schattentheater, eine der ältesten Spielformen überhaupt, zu erzählen.

Peter Müller und Stefan Wey haben sechs Monate an der Umsetzung ihrer Idee gearbeitet. Einen großen Teil der Zeit haben sie allein mit dem Licht experimentiert. So sind ungefähr 300 Lichtstimmungen für „Hamlet://Macht.Schatten.Play“ entstanden, rund 70 Ton- und Musikeinspielungen haben die beiden Schauspieler aufgenommen. Und langsam hat sich ihr Hamlet herauskristallisiert, denn ihr Spiel und vor allem der Probenprozess seien von Improvisation und Experiment geprägt. So ist eine Inszenierung entstanden, in der sich Elemente des Theaters und des Kinos zu einer ganz eigenwilligen Geschichte verbinden. Und wenn Laertes, um den Tod seines Vaters Polonius und seiner Schwester Ophelia zu rächen, ein Heer zusammenstellt, sind das in „Hamlet://Macht.Schatten.Play“ nicht nur Worte, wie in zahllosen anderen Inszenierung. Hier wird das Heer durch die Schattenkünste von Peter Müller und Stefan Wey sichtbar. Den Rest übernimmt die eigene Fantasie. Dirk Becker

„Hamlet://Macht.Schatten.Play“ am kommenden Freitag und Samstag, jeweils 20 Uhr im T-Werk in der Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 6, 8 und 12 Euro. Kartenreservierung unter Tel.: (0331) 71 91 39

Dirk Becker

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