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Kultur: Winziger Orchestergraben und paukender Geigensolist Fünf Musiker der Kammerakademie - Fünf Episoden aus dem Orchesterleben

Das Neue Palais steht majestätisch im letzten Abendlicht vor mir. Mit dem Kontrabaß auf dem Rücken gehe ich auf den Künstlereingang zu und kämpfe mich die uralten ausgetretenen Stufen bis in den 2.

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Das Neue Palais steht majestätisch im letzten Abendlicht vor mir. Mit dem Kontrabaß auf dem Rücken gehe ich auf den Künstlereingang zu und kämpfe mich die uralten ausgetretenen Stufen bis in den 2. Stock nach oben. Bis der Bass und ich im winzigen Orchestergraben des prachtvollen Schloßtheaters installiert sind, sind noch einige enge Türen und weitere steile Stufen zu meistern. Doch an diesem Ort, den die meisten Menschen noch nicht mal zu Gesicht bekommen, an einer Opernaufführung mitwirken zu dürfen, empfinde ich als Privileg. Dieses kulturelle Erbe Potsdams mit Leben zu füllen, gehört für mich zu den reizvollsten Aufgaben der Kammerakademie Potsdam.

Tatjana Erler, Kontrabass

Ein denkwürdiger Moment, der mich nach all den Wirren um die Auflösung der Brandenburgischen Philharmonie und den Problemen bei der Suche nach einer Alternative mit der Kammerakademie Potsdam besonders verbindet, hat auch mit dem Schloßtheater zu tun, denn: Nachdem das Persius Ensemble zusammen mit dem Ensemble Oriol im September 2000 die Bewerbung um ein von der Stadt Potsdam unterstütztes Kammerorchester gewonnen hatte, fand dann endlich am 28. Oktober 2000 das Gründungskonzert der Kammerakademie Potsdam statt. Mein Geburtstag! Diese Tatsache lässt mich neben einigen anderen Erlebnissen eine ganz persönliche Beziehung zu diesem Orchester spüren!

Ralph Günthner, Viola

Ich erinnere mich noch sehr gut an eines unserer ersten Konzerte mit Sergio Azzolini. Mit welchem Willen nach Ausdruck, nach rhythmischer Energie, mit welcher Genialität und Phantasie er uns als Orchester dazu brachte, mit ihm Vivaldikonzerte zu musizieren, war ungeheuerlich. Seine körperlich intensive Gestik und seine Vorstellungskraft war ungemein ansteckend. Es war ein Aufbruch in eine andere Zeit; für mich und auch für uns als Orchester. Ich wünsche mir, dass wir uns noch lange an den Zustand dieses ersten Mals erinnern, wenn wir auf der Bühne stehen.

Thomas Kretschmer, Violine

Es ist schon so eine ganz wunderbare Sache, mit diesem Orchester, diesen tollen Menschen und Musikerpersönlichkeiten, Dirigenten und Solisten musizieren zu dürfen. Aber dass es mir – neben verschiedenen Gesangsparts, dem Spielen der singenden Säge, dem Harfenspiel und ganz anderen (einem Paukisten zunächst nicht zuzutrauendem Instrumentarium) – vergönnt war, auch als Geigensolist aufzutreten, darf als ein besonderer Höhepunkt zählen. Respekt vor dieser Experimentierfreudigkeit der KAP und Respekt vor dem exquisitem Können unserer Streicher und Dank für die Gnade beim Hören des dann doch eher quietschenden Ergebnisses zum Kinderkonzert. Gerne immer wieder (dann vielleicht mit Oboe oder Flöte ?).

Friedemann Werzlau, Pauke und Schlagzeug

Ich sehe es noch genau vor mir, wie eine bunte Gruppe von Musikern, geführt von Andrea Palent, durch die Baustelle des noch unfertigen Nikolaisaals kletterte und ihre künftige Spielstätte kennen lernte. Ich war damals aus Berlin angereist und folgte der Gruppe mit Baby vor dem Bauch – mehr als 10 Jahre ist das nun schon her! Inzwischen geht mein Sohn aufs Gymnasium, wir wohnen in Potsdam und aus der bunten Gruppe ist ein eingespieltes und etabliertes Kammerorchester geworden. Weiter so!

Isabel Stegner, Violine

Mit „10 Jahre und eine Nacht mit der Kammerakademie“ beginnt am heutigen Freitag um 20 Uhr das Jubiläumswochenende im Nikolaisaal. Weitere Informationen zum Programm unter

www.kammerakademie-potsdam.de und www.nikolaisaal.de

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