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Kultur: „Wir brauchen keine Millionen ...“?

Benefizkonzert mit dem Berliner Luftwaffenmusikkorps 4 für die Stiftung Deutsche Sporthilfe

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Benefizkonzert mit dem Berliner Luftwaffenmusikkorps 4 für die Stiftung Deutsche Sporthilfe Von Sportlern in Not hat man bisher wenig gehört, doch muss es wohl an dem sein. Mittel fehlen, Millionen, die Lobby auf dem Markt der ephemeren Sieger ist höchst ungleich verteilt. Seit 1991 steht ihnen die Stiftung Deutsche Sporthilfe zur Seite. Ohne staatliche Zuwendungen setzt sie sich für die Förderung des „deutschen Spitzensportes“ ein, was nach eigenen Angaben bisher 4000 Mal geschah. Wie der amtierende Bundespräsident ihr derzeitiger Schirmherr ist, so die Potsdamer Augenklinik im Graefe-Haus einer ihrer Partner. Hier wurde bisher 38 Aktiven „kostenfreie augenärztliche Beratung und Untersuchung“ zuteil, darunter Skilangläuferin Claudia Künzel und dem Rodler Alexander Resch. Klar, wer siegen will, muss richtig sehen können. Dieses uneigennützige Haus in der Hans-Thoma-Straße war auch Veranstalter eines belebenden Benefizkonzertes im Nikolaisaal. Natürlich stand auch hier die Sportförderung im Zentrum. Zusammen mit dem Herrenquartett „Vokalzeit“ gab das Berliner Luftwaffenmusikkorps 4 ein fast zweistündiges Konzert vor beinahe vollem Hause. Offizielle Begrüßung, lobende Reden, Bitte um Hilfe, „damit wir unsere Sportler siegen lassen können“. Dann ging’s unter der Schirmherrschaft von Jörg Schönbohm auch schon in medias res. Zum Auftakt war Ottomar Fabry’s fröhlicher „Fliegergeist“ zu hören – Musik, die friedlich über allen Wolken schwebte. Sauberer Start, ruhiges Dahingleiten oben, in Air – der Komponist ist selber Luftwaffenpilot in Münster. „Star Wars“ (John Williams) strebte, militärisch gesehen, noch höher, das übliche Rasseln Marke US ohne Pausierung. Der promovierte Major Christian Blüggel dirigierte alle Flugbewegungen seines „Symphonischen Blasorchesters“ mit Leichtigkeit, ob sie nun von Potsdam zum Heimatstandort Biesdorf oder gar bis Madagaskar reichten, wo man allerdings, wie peinlich, „die Pest an Bord“ hatte. Die musizierfreudigen Bläser, zu der auch eine Trompeterin gehört, kennen sich also nicht nur mit dem Tschingdarassabum aus, wie beim „Fridericus-Rex-Grenadiermarsch“ (rhythmimische Beifallsbekundungen im Saal) von Ferdinand Radeck zu hören, sondern auch in Paul Linckes luftiger Operettenwelt, oder bei der Filmmusik, dargestellt als Medley und Hommage auf den Komponisten Peter Kreuder. Von ihm stammt auch der Ohrwurm „Wir brauchen keine Millionen!“, was der moderierende Dirigent billigerweise mehr auf ministerielle Gnade beim Auflösen teurer Musikkorps als auf den Anlass dieser Veranstaltung bezog. Gar viele Potpourris waren zu hören: Melodien gingen um die Welt, „Seemannslieder“, das nächste zu Ehren von Luftwaffenmajor Glenn Miller, welchen „friedly fire“ Weihnachten 1944 über dem Ärmelkanal vom Himmel geholt. „Er war einer von uns“, kommentierte Blüggel. „El Camino Real“ (Reed) war das beste. Die zivil befrackten Kollegen vom ehemaligen „Singphonischen Quartett“ gaben querbeet die Comedian Harmonists, nicht so perfekt wie diese, doch war das Publikum auch von ihrem Doppelauftritt begeistert. Einige klatschten sehr hartnäckig mit. Vom Seemannslied bis zum Big-Band-Sound, von Kollo’s „Untern Linden“ bis zum Militärmarsch - das Blasorchester hat so ziemlich alles drauf, was des Freundes Herz begehrt, sogar „Kalinka“. Man gibt sich loyal und weltoffen, musiziert pfiffig und elegant, als ob es keiner Millionen brauchte, nur noch „Musik, Musik, Musik“. Gerold Paul

Gerold Paul

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