Kultur: „Wir klingen wie eine Band“
Die Gitarristen Stephan Bormann und Thomas Fellow morgen im Foyer des Nikolaisaals / Gespräch mit Stephan Bormann
Stand:
Herr Bormann, Dezemberkonzerte mit Ihnen im Foyer des Nikolaisaals sollen wohl zu einer Tradition werden?
Damit hätte ich überhaupt kein Problem.
Im Dezember 2007 waren Sie mit der Sängerin Cristin Claas im Foyer zu Gast. Am Freitag treten Sie zusammen mit dem Gitarristen Thomas Fellow im Duo Hands on Strings in Potsdam auf. Nylonsaiten treffen auf Stahlsaiten. Das ist eine eher ungewöhnliche Mischung.
Das macht wohl auch den Reiz unserer Konstellation aus. Wir beide haben ganz unterschiedliche Backgrounds. Dadurch entsteht eine Art Musik, die man nicht so klischeemäßig mit einem Gitarrenduo in Verbindung bringt. Thomas Fellow hat eine klassische Gitarrenausbildung und spielt mit den Fingern auf Nylonsaiten. Ich habe eine Jazzgitarrenausbildung und spiele mit Plektrum auf der E- oder akustischen Gitarren. Diese beiden unterschiedlichen Spielweisen lassen uns sehr vielseitig und vor allem wie eine ganze Band klingen.
Wie kam es überhaupt dazu, dass zwei stilistisch so unterschiedliche Musiker ein Duo gründeten?
Ende der 90er Jahre haben wir zusammen an der Musikhochschule in Dresden, an der wir auch unterrichten, einen Workshop gegeben. Am Ende seines Seminars meinte Thomas zu mir, dass wir doch einfach mal etwas zusammen vor den Kursteilnehmern spielen sollten. Wir haben dann ganz spontan gejammt und die Leute waren davon so begeistert, dass wir zu dem Schluss gekommen sind, das jetzt ernsthafter zu verfolgen.
Mit Hands on Strings haben Sie mittlerweile zwei Alben herausgebracht. Wer Ihre Musik hört, fühlt sich eingeladen, mit Ihnen auf eine Reise durch die Welt zu gehen.
Das ist eine sehr schöne Assoziation. Viele unserer Lieder, die sehr klangvoll sind, kann sich der Zuhörer wie eine Art Filmmusik vorstellen und fühlen, am Strand zu liegen oder durch die Berge zu laufen. Das liegt wahrscheinlich an unserer „extrem romantischen“ Ader.
Wie entsteht die Musik von Hands on Strings, wie muss man sich die Zusammenarbeit der Musik Thomas Fellow und Stephan Bormann vorstellen?
Einer von uns hat immer eine Idee und die wird dann gemeinsam zu Ende entwickelt. Keiner von uns beiden kommt mit einem fertig komponierten Lied und sagt, das wird jetzt so gespielt. Dadurch entsteht ein sehr homogener Duosound. Dabei lassen unsere Stücke auch viel Raum für Improvisationen.
Wie hat sich das Zusammenspiel im Duo auf die Musiker Thomas Fellow und Stephan Bormann ausgewirkt? Spielen Sie jetzt auch auf der Konzertgitarre und Thomas Fellow Jazzgitarre?
Wir beeinflussen uns gegenseitig. Thomas improvisiert jetzt viel mehr als früher, ich widme mich komplexen Begleitungen, Soloarrangements. Unser Zusammenspiel muss man sich auch als eine Art musikalischen Wettkampf vorstellen. Da kommt einer von uns mit einer Idee, die sehr afrikanisch klingt. Und der andere hat gleich das Gefühl, dass er etwas komponieren kann, was noch afrikanischer klingt.
Der Wettstreit also als Antrieb für Ihre musikalischen Ideen?
Ja, natürlich!
Beide arbeiten Sie mit hervorragenden Sängerinnen zusammen. Sie mit Cristin Claas, Thomas Fellow mit Constanze Friend. Vermissen Sie bei Ihren reinen Gitarrenstücken nicht gelegentlich eine solche Stimme?
Nein, wir wollen auch mal nur unter Männern sein ... Bei der Gesangskonstellation sind wir in erster Linie Begleiter, im Duo können wir uns als Komponisten und Spieler stärker ausleben.
Das Gitarren-Duo bietet Ihnen da mehr musikalische Möglichkeiten?
Nein, nur andere.
Das Gespräch führte Dirk Becker
Hands on Strings spielen morgen, 20 Uhr, im Foyer des Nikolaisaals, Wilhelm-Staab-Str. 10/11. Der Eintritt kostet 15 Euro. Kartenreservierung unter Tel.: (0331) 28 888 28
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