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Gedruckte Erinnerung in der Ausstellung Museum der Wünsche.

©  Andreas Klaer

Kultur: Wünsch dir was

Im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte wird nach „Jugenderfahrungen 1989/90“ gesucht

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Die Erinnerung ist ein trügerischer Gefährte. Das macht die Ausstellung „Museum der Wünsche. Jugenderfahrungen 1989/90 – Private Utopien der friedlichen Revolution“, die gestern im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte eröffnet wurde, gleich am Anfang klar. Denn bevor der Besucher sich den auf großen Tafeln präsentierten Aussagen von 26 Zeitzeugen zum Wendejahr 1989 widmen kann, wird er über den „Erinnerungsprozess“ aufgeklärt.

Auf einer Schautafel ist aufgezeigt, wie wir mit Hilfe von Kurzeit- und Langzeitgedächtnis Erlebtes erkennen, verschlüsseln und speichern, um daraus Erinnerung werden zu lassen. Was auch immer am Ende dieses „Erinnerungsprozesses“ steht, es kann nur ein mehr oder weniger stark subjektiv gefärbtes Abbild von vergangener Wirklichkeit sein. Irrtümer eingeschlossen. Es folgen weitere Tafeln, auf denen die wissenschaftliche Herangehensweise erläutert wird, mit der die Ausstellungsmacher ihre Idee von einem „Museum der Wünsche“ umsetzten.

Der Kernbereich der Ausstellung, die 26 Zeitzeugenzitate auf Tafeln, die von der Decke hängen, lassen den Besucher dann aber ratlos zurück. „Jugenderfahrungen 1989/90 – Private Utopien der friedlichen Revolution“ verspricht der Titel. Größtenteils Lehramtsstudenten des Historischen Instituts der Potsdamer Universität haben Zeitzeugen zur Wende befragt, die im Jahr 1989 um die 20 Jahre alt waren. Auf den Schautafeln sind kurze biografische Hinweise zu den Befragten zu lesen und zwischen zwei und drei Sätzen zum 9. November 1989, die damaligen Erwartungen und heutigen Einschätzungen. Das ist eine Vielfalt äußerst subjektiver Einschätzungen. Ob sie aber die „Perspektive der Jugendlichen von damals“ entspricht, wie die Ausstellungsmacher in ihrer Vorstellung erklärten, muss bezweifelt werden. Denn die Einschätzungen und „Wünsche“, die hier zu lesen sind, waren in den zahlreichen Rückblicken der vergangenen Wochen zum 20. Wendejubiläum ständig zu hören. Und das unabhängig von Generationsfragen.

So ist „Museum der Wünsche. Jugenderfahrungen 1989/90 – Private Utopien der friedlichen Revolution“ eine Ausstellung geworden, in die die 30 Studenten bei geringem Budget viel Zeit und Leidenschaft investiert haben, die aber nach dem ständigen Dauerbrenner „Wende 89“ wie ein unentschlossener Nachzügler wirkt.

„Die Ausstellung richtet sich vor allem an junge Menschen, für die die Zeit vor 20 Jahren bereits ferne Vergangenheit ist, der sie aber nachspüren möchten“, heißt es in der offiziellen Ankündigung. Ob das Gezeigte dem Anspruch gerecht werden kann, muss ebenfalls bezweifelt werden. Zwar gibt es einen Hefter, in dem bestimmte Begriffe wie „Stasi“ erklärt werden. Auch über die „Banane in der DDR“ ist ein Eintrag vorhanden, die symbolisch für den Versorgungsmangel stand. „Ursache dafür war die unflexible Planwirtschaft nach sowjetischem Muster, die nicht konvertierbare Binnenwährung der DDR und die damit zusammenhängende Trennung von Binnen- und Außenpolitik“, heißt es weiter. Mit dieser Wissenschaftsprosa lässt sich wohl kaum bei jungen Menschen das Interesse für eine ferne Vergangenheit wecken. Dirk Becker

Die Ausstellung ist bis zum 31. Januar im HBPG, Am Neuen Markt, dienstags bis freitags von 10-17 Uhr und am Wochenende von 10-18 Uhr geöffnet

Dirk Becker

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