Kultur: Zauberwald der Klänge im Nikolaisaal
Barockmusik mit den Brandenburger Symphonikern
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In der Weihnachtszeit erklingt besonders oft Barockmusik. Ob sie für geistliche oder weltliche Zwecke komponiert wurde, macht oft keinen Unterschied mehr. Auch das Sonntagnachmittag-Konzert der Brandenburger Symphoniker im Nikolaisaal unter der bewährten Leitung von Michael Helmrath kombinierte Werke von italienischen Komponisten, die zu völlig verschiedenen Anlässen geschrieben wurden.
Weder besonders viel Gefallen an Weihnachten noch an seinem Publikum fand offenbar Moderator Clemens Goldbach. Ohne Begrüßung ging er auf die Bühne und erzählte, dass ihm das Trompeten-Konzert von Tomaso Albinoni über seinen Zivildienst gerettet habe. Zum Schluss wünschte er den Zuhörern, dass sie Weihnachten gelassen nehmen mögen. Das klang nicht gerade lustvoll, sondern so, als ob man es einfach hinnehmen müsse.
An diesem Abend gab es allerdings nicht Albinonis berühmtes Trompeten-Konzert zu hören, sondern eines in d-Moll, welches aus verschiedenen Werken für die Trompete rekonstruiert worden ist. Das insgesamt kaum zehn Minuten lange Pasticcio war in der Tat kaum mehr als ein Appetitanreger. Auch der junge Trompeter Omar Tomasoni gab dabei mit flinkem, geschmeidigem Spiel nur eine Kostprobe seines Könnens. Als Preisträger vieler Wettbewerbe hat der derzeitige Solotrompeter im römischen Orchester Santa Cecilia schon eine beachtliche Karriere gemacht. Ganz ohne Bläser kommt das berühmte Weihnachtskonzert von Arcangelo Corelli aus. Die Streicher der Brandenburger Symphoniker und das Cembalo boten eine heiter beschwingte Interpretation mit zarten Ornamenten und tänzerischen Momenten im Wechselspiel von Concertino und Tutti. Die transparent musizierte Pastorale wurde vom hellen Glanz der ersten Violine überstrahlt.
Auch das selten zu hörende Orchesterkonzert „Der Zauberwald“ von Francesco Geminiani, ursprünglich für eine Ballett-Pantomine komponiert, offerierte gute Gelegenheiten für klangvolles Musizieren. Flöten, Hörner und eine Trompete vereinen sich miteinander oder mit Streichersolisten und bringen vielfältige Klangfacetten zum Vorschein.
Auf ein schäumend prickelndes Vivace folgte ein gedämpft-schlichtes Andante affettuoso und bizarr fragmentarisierte Passagen mit Flöte und Violine. Der Zauberwald der Klänge endete mit triumphalen Fanfaren. „Eine richtige Opernszene“ versprach Clemens Goldberg für Vincenzo Bellinis Konzert für Trompete und Streicher Es-Dur. Omar Tomasini lief jedenfalls bei diesem, ebenfalls nachträglich rekonstruiertem Werk zu Hochleistung auf. Mit überaus agilem, melodiösem und niemals grell-schmetterndem Spiel eroberte er die Gunst des Publikums im Nu. Der brausende Applaus der Zuhörer wurde mit zwei Zugaben belohnt. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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