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Kultur: Zauberwort Evolution

Kleinmachnower „Theater am Weinberg“ mit Theaterstück über Darwin in der Biosphäre

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Es muss einen guten Grund geben, warum sich das Kleinmachnower „Theater am Weinberg“ so intensiv mit Darwin und seiner Lehre beschäftigt hat, denn am Sonnabend spielten „Ehemalige“ dieser Lehranstalt in Potsdams Biosphäre ein selbstgeschriebenes Stück , welches Darwin nebst anderen Persönlichkeiten leibhaftig auf eine Insel befördert. „Darwin im Paradies“ sucht Antworten auf nicht oder oft gestellte Fragen zur Evolutions-Theorie.

Zweie lümmelten träge in Liegestühlen, tropische Cocktails schlürfend – die Perücke war der schwedische Naturforscher Carl von Linné (Oliver Ehrhardt), sein bärtiger Kompagnon Charles Darwin, von Christian Miedreich gespielt. Nix wäre passiert, wenn nicht der Journalist Christoph Freitag (Johannes Hubert) hier, am Bermuda-Dreieck, in die Idylle eingebrochen wäre. Nachdem sein Unglaube über die lebendigen Ikonen verflogen war, beginnt er Darwin über seine Lehre auszuforschen. Mit Sigmund Freud (Konstantin Achmed Bürger) wird eine dritte Person eingeführt, nach dem Willen der Autoren Kathrin Heilmann und Raimund Widra allesamt Repräsentanten des neuen Geistes in der Wissenschaft. Eine unbenannte Gestalt in Zivil (Daniel Schubert) vertritt die Fragen des Publikums, weiterhin gab Co-Autor Widra noch eine exotische Orchidee namens Puff. Harriet II. ist eine Galapagos-Schildkröte in Gestalt einer sprechenden Handpuppe.

In der Regie von Kathrin Heilmann versuchte die phantasievolle Runde nun, theoretische Wissenschaftsfragen zum „Zauberwort Evolution“ theatralisch aufzubereiten, wobei des Cocktail-Trinkens viel war. Fragen nach Schöpfung oder Entstehung des Alls kamen hervor, nach Gott versus „Natur“, nach den Gegnern dieser Theorie, wobei Herr Linné leider nicht das Format hatte, den ausgebüxten Theologen Darwin zu widerlegen. Was „der Denker von Down“ selbst von sich gab, war auch nicht gerade überzeugend. Auch Freud blieb äußerst blass, er sog das tropische Gesöff in sich ein, flirtete mit der Orchidee lieferte aber („wir sind Sklaven unseres Unterbewusstseins“) kaum Hilfe. Ein paar nette Gags und Sprüche wie „in der Wissenschaft hat das Eingreifen Gottes keinen Platz“ unterstrichen, was jedermann aus der Schule weiß. So hätte sich Darwin nie durchsetzen können.

Nach der englischsprachigen Premiere im März galt der Biosphären-Auftritt als deutsche Erstaufführung. Das „Schauspiel“ war aber nicht gut inszeniert. Ebenerdig das Publikum, ebenerdig das Spiel, Hin-und-Herlaufen, kaum dramaturgische Lösungen für die literarische Vorlage. Das Finale als „Ring-Parabel“ für die Forschung: Man will „die Lösung“ offen lassen, bis Klarheit herrsche. Inzwischen könne man ja das „Fliegende Spaghetti-Monster“ FSM anbeten. Und der Grund? Gerold Paul

Weitere Auftritte: 11.5. Kammerspiele Kleinmachnow; 2. und 3. Juni auf der Freilichtbühne der Zitadelle Spandau

Gerold Paul

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