Kultur: Zeit für Schumann
Peter Rösel und das Neue Kammerorchester Potsdam im Nikolaisaal
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Das 3. Sinfoniekonzert des Neuen Kammerorchesters Potsdam in dieser Saison 2007/2008 hält heute im Nikolaisaal ein Schumann-Programm parat. Musiziert werden das Klavierkonzert in a-Moll sowie die Sinfonie Nr. 1 in B-Dur, die „Frühlingssinfonie“, des in Zwickau geborenen Komponisten. Die Leitung des Konzerts hat Ud Joffe.
Obwohl Robert Schumann selbst davon geträumt hatte, Klaviervirtuose zu werden und seine Frau Clara eine große Konzertpianistin war, hat er nur ein einziges Klavierkonzert komponiert. Damit gab er allerdings dieser Musikgattung einen entscheidenden Impuls für die Zukunft. Den Kopfsatz des Konzertes schrieb Schumann im Frühjahr 1841 – für ihn eine glückliche Zeit, denn im Herbst des vorhergehenden Jahres hatte er endlich Clara Wieck heiraten können. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Grundintention des Konzerts in der Sehnsucht und dem Glück zweier sich liebender Menschen gesehen wird. Wie die meisten Werke Schumanns steht das Klavierkonzert auch unter dem Eindruck des Konfliktes zwischen dem stürmischen Florestan und dem träumerischen Eusebius – zwei fiktive Gestalten, auf die der Komponist seine beiden Charakterseiten projizierte. Das Werk enthält die feinsten lyrischen Passagen ebenso wie kämpferische Einwürfe, die sich unversehens in einen Davidsbündlermarsch verwandeln, der für Schumanns leidenschaftlichen Kampf gegen das Philistertum steht. Als Solist konnte der renommieret Pianist Peter Rösel gewonnen werden. In Dresden geboren, studierte er bei Dmitri Baschkirow und Lew Oborin in Moskau. Als erster deutscher Preisträger des Tschaikowsky-Wettbewerbes und des Klavierwettbewerbes Montreal kann er eine beeindruckende internationale Kariere vorweisen. In den Musikzentren aller Kontinente zu Hause, ist er ein gern gesehener Gast bei vielen bedeutenden Orchestern von New York bis Salzburg, von London bis Berlin. Allein mit Kurt Masur und dem Gewandhausorchester konzertierte er auf internationalen Podien über zweihundertmal.
Als Schumann mit der Arbeit am Klavierkonzert begann, war nur wenig Zeit vergangen seit dem überwältigenden Erfolg mit seiner „Frühlingssinfonie“. Sie brachte ihm die lang ersehnte und endgültige Anerkennung als Komponist. Die Kritik war des Lobes voll: „Die Symphonie ist das Vorzüglichste, was in neuester Zeit in dieser Gattung erschienen.“ Schumann selbst erklärte später zu seinem Werk: „Ich schrieb die Symphonie zu Ende Winters 1841, wenn ich es sagen darf, in jenem Frühlingsdrang, der den Menschen wohl bis in das höchste Alter hinauf und in jedem Jahr von neuem überfällt.“ Es ist also die Zeit, um sich von Schumanns Musik aufs Neue begeistern zu lassen.
Eingeleitet wird das Konzert mit dem Intermezzo von Franz Schreker aus dem Jahr 1901 – ein von den Nazis verfemter und später zu Unrecht vergessener Komponist, der erst in den 1980er Jahren eine Renaissance erlebte. Christian Seidel
28. 2., 19.30 Uhr, Nikolaisaal, 13 Euro, erm. 10 Euro.
Christian Seidel
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