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Kultur: Zeitreise mit Starallüren

The See See aus London im „nachtboulevard“

Stand:

Was mögen die vier Musiker von The See See gesehen haben, als sie an Mittwochabend auf der raumgreifenden Bühne in der Reithalle standen? Und viel wichtiger noch – was gedacht? Die in London lebende, aber in ihrer personellen Zusammensetzung sehr weltumspannende Band, ist in dieser Hinsicht anderes gewohnt. 2007 gegründet, wurden sie 2009 von Jack White, Sänger und Gitarrist von The White Stripes und The Raconteurs, entdeckt und als Support mit auf dessen Tour genommen. Das bedeutete natürlich ausverkaufte Hallen oder wenigstens volle Säle.

Und jetzt? Wie konnten sie wissen, dass die 50 Gäste, die gerade mühsam versuchten, den großzügigen Raum des „nachtboulevard“ zu füllen, ein echter Erfolg für einen Mittwochabend in Potsdam waren? Und auch wirklich Lust hatten auf die Musik der See See’s.

Doch leider war bereits von Beginn an irgendwie der Wurm drin und der Funke wollte nicht so recht überspringen. Die Band als Puppenspieler, die ihre Puppen, die Zuhörer, nicht so richtig zu bewegen wussten. Trotz des unglaublich engagierten Drummers, der den Song „Up the hill“ zu einem minutenlangen, psychedelischen Trip machte. Und den gleich im Anschluss folgenden Song „Mary Soul“ zu einem Feuerwerk, in das Bassist und Gitarrist hoch erfreut einstimmten. Eigentlich ein toller Abgang einer Band, die so herrlich ihren 70er Jahre Stil pflegen. Angefangen von ihrem abgefahrenen Equipment auf der Bühne, über ihre Outfits, die eine Mischung aus Beach Boys, späten Beatles und frühem Mike Jagger schienen. Der Gitarrist schien förmlich aus einem Bildband der 70er Jahre entstiegen. Und dann diese Musik!

Dreckig und laut, mit Einschlägen von Folk. Mal kurz und knackig, mal lange ausgespielt. Über den Sound ließ sich streiten. Die Bässe verursachten streckenweise ein gehöriges Vibrato im ganzen Körper, doch der Techniker erklärte später, das müsse so sein, das hätte die Band so geliefert. Eine Garagenband eben, die es ungeschliffen mag und einen Sound bietet, der irgendwie schiebe und drücke. Diesen Anforderungen ist so ein hoher, weiter, nur halb gefüllter Saal nicht ganz gewachsen. Der etwas divenhafte und nicht besonders gesprächige Sänger wohl auch nicht. Denn als es um die Zugabe ging, musste er sich lange bitten lassen. Und brach dementsprechend abrupt das nur widerwillig gewährte Lied ab, um endlich von dieser Bühne zu kommen. Doch das Publikum blieb hartnäckig, forderte und bekam dann, von einer sichtlich doch noch angenehm überraschten Band, einen weiteren Nachschlag.

Und dann? Brauchte es keine Minute und der Saal des „nachtboulevard“ war leer. So als wäre an diesem Abend nichts geschehen. Andrea Schneider

Andrea Schneider

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