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Erzählen und zeichnen. Der Potsdamer Christopher De La Garza.

©  Andreas Klaer

Kultur: Zurück in der Stadt

Die Entstehung der Graphic Novel „Hemispheres“ ist in der Reihe „Red Wall“ zu erleben

Stand:

Die Rückkehr gerät zum Debakel. Nach zehn Jahren Zurückgezogenheit verlässt David das Kloster. Sein bester Freund, Mönch wie er, ist schwer erkrankt. Das Medikament, das ihm helfen kann, ist aber nur in der Stadt zu haben, der sie vor zehn Jahren bewusst den Rücken kehrten. Für David kommt die Rückkehr nach Hierosolyma einem Abstieg in die Hölle gleich. Diese Stadt ist zu einem Moloch verkommen und es dauert nicht lange, bis David von diesem Moloch unfreiwillig gepackt wird und die ganz dunkle Seite dieser verruchten Metropole kennenlernt.

„Hemispheres“ ist der Titel der Geschichte von David und seiner Rückkehr in seine alte Heimatstadt. Erzählt wird sie von Christopher De La Garza und Sascha Grusche in einem Graphic Novel. Am heutigen Dienstag eröffnet in der Reihe „Red Wall“ im Waschhaus die Ausstellung „Hemispheres“, die einen Einblick in den Entstehungsprozess dieser sich immer stärker durchsetzenden Mischform aus Erzählung und Bildserie gibt, vereinfacht gesagt, einer anspruchsvollen Form des Comics im Buchformat.

Im Oktober saßen Christopher De La Garza und Sascha Grusche in der Küche ihrer WG und unterhielten sich über ihre Interessen. Christopher De La Garza sprach von seiner Idee, ein Buch zu schreiben, in dem er die beiden Gegensatzpaare Utopie und Dystopie, das Postive und das Negative, verarbeiten wolle. Sascha Grusche erzählte von seiner Leidenschaft für das Malen und es dauerte nicht lange, bis beide erkannten, dass sie dieses Projekt gemeinsam angehen sollten.

Auf insgesamt 30 Seiten veranschlagt der 24-jährige De La Garza das gemeinsame Graphic-Novel-Projekt. Bei der Red-Wall-Ausstellung, die bis zum 6. Oktober zu sehen ist, zeigen sie den Entstehungsprozess der ersten Seite. Auf ihr ist Davids Rückkehr nach Hierosolyma dargestellt. Wie er, entfremdet und verwirrt, nur mit seinem Mönchsgewand bekleidet, fast am Smog dieser Großtstadt zugrunde geht. Gut 70 Stunden Arbeit braucht es, so De La Garza, bis eine solche farbige Seite fertig sei. Davor dann noch bis zu 90 Stunden Recherche. Denn De La Garza und Grusche wollen keine reine Science-Fiction-Geschichte erzählen. Das, was David bei der Rückkehr in seine Heimatstadt erlebt, ist ganz nah an der Realität orientiert. Ob Gebäude oder Fahrzeuge, bei ihren Entwürfen haben sie sich an aktuellen Entwicklungen orientiert, ob es nun die neuen Busse in London oder zukünftigte Taxis für New York sind. Hinzu kommt, dass alles, was gezeichnet wird, vorher durch Fotos vorgegeben ist. Und es genügt ein Blick in die dicke Mappe von Christopher De La Garza und einem wird klar, dass hier niemand etwas dem Zufall oder allein der Fantasie überlässt.

Für De La Garza, der nach seiner Ausbildung zum Mediengestalter jetzt Architektur in Potsdam studiert, ist die Wirkung von Bild und Text in der Graphic Novel am stärksten. Und auch wenn „Hemispheres“ sehr stark an Zivilisationskritik erinnert, geht es ihm und Grusche nicht darum, zu verurteilen und zu belehren. Sie wollen eine bildstarke Geschichte erzählen und der lesende Betrachter soll dann seine eigenen Schlüsse ziehen. Dirk Becker

„Hemispheres“ – Ausstellungseröffnung und Projektpräsentation am heutigen Dienstag, 20 Uhr, im Waschhaus in der Schiffbauergasse. Der Eintritt ist frei

Dirk Becker

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